Mobilität:Lastenräder nehmen im Landkreis Ebersberg Fahrt auf

E-Lastenfahrrad 'Eberrad'

Seit Jürgen Friedrichs (rechts) und Christian Siebel das "Eberrad" vorgestellt haben, hat das Gefährt bereits fast 1300 Kilometer zurückgelegt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Grafing gibt es bereits seit Anfang 2020 städtische Zuschüsse zum Kauf von Lastenrädern. Auch andere Kommunen im Kreis Ebersberg haben mit dem neuen Trend-Verkehrsmittel schon gute Erfahrungen gemacht.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Soll es mehr Förderung für Lastenfahrräder geben? Diese Frage hat es nun bis in den Bundestagswahlkampf geschafft und eine Diskussion um Sinn und Unsinn dieser Vehikel ausgelöst. Im Landkreis Ebersberg wurde eine solche Förderung dagegen weitgehend geräuschlos bereits in zwei Kommunen eingeführt, auch gibt es kostenlose Lastenräder zum Ausleihen. Die Erfahrungen damit sind durchaus positiv.

In Grafing gibt es bereits seit Anfang des vergangenen Jahres ein Förderprogramm für den Kauf privater Lastenräder. Seitdem kann man bei der Stadt einen Zuschuss dafür beantragen, es gibt maximal 500 Euro für ein Elektro-Lastenrad, die Hälfte für ein unmotorisiertes sowie 100 Euro für einen Fahrradanhänger. Insgesamt 5000 Euro hatte der Stadtrat damals bewilligt. Wie Klimaschutzbeauftragte Christina Spiegel sagt, wurde dieser erste Fördertopf binnen weniger Wochen aufgebraucht. Vor knapp einem Jahr wurde darum ein weiterer in Höhe von 4000 Euro beschlossen. Eine Neuerung wurde eingeführt, der Zuschuss wurde auf 20 Prozent des Kaufpreises gedeckelt.

Aus diesem Förderprogramm sei sogar noch Geld verfügbar, sagt Spiegel, sie vermutet, dass dies an den Engpässen bei den Fahrradhändlern liegt. Wegen Corona sind viele Lieferketten unterbrochen, so dass Kunden oft länger auf ihr neues Lastenfahrrad warten müssten. Und da das Förderprogramm auch dem örtlichen Einzelhandel zugute kommen soll, kann man den städtischen Lastenfahrradgutschein nur bei Grafinger Radlhändlern einlösen und nicht etwa im Internetshop.

Bei den Nachbarn in der Kreisstadt war man vom Grafinger Förderprogramm immerhin so beeindruckt, dass die Ebersberger im Frühsommer ein ebensolches beschlossen haben. Der Umwelt-, Sozial- und Kulturausschuss des Stadtrates hat dafür insgesamt 11 000 Euro eingeplant. Noch offen war damals, wie hoch die Zuschüsse für welche Vehikel genau ausfallen und wer im Rathaus dafür zuständig sein soll. Die Entwürfe für die Formulare gebe es bereits, sagt Hauptamtsleiter Erich Ipsen, voraussichtlich in den kommenden Wochen sollen die letzten Details geklärt sein, so dass auch die Ebersberger entsprechende Zuschüsse beantragen können.

Sowohl in Ebersberg als auch in Grafing gibt es außerdem ein kostenloses Leih-Angebot, gewissermaßen ein Lastenrad-Kennenlernprogramm. In der Kreisstadt wurde das "Eberrad" im vergangenen November eingeführt, mit einem städtischen Zuschuss hat der Verein Schwungrad ein entsprechendes E-Bike mit Ladefläche und Kindersitzen angeschafft. Trotz der eher durchwachsenen Startbedingungen - Winter und Corona - wurde es sehr gut angenommen. Im ersten halben Dienstjahr legte das Eberrad fast 1300 Kilometer zurück und das Interesse ist weiterhin groß. Laut Buchungsportal wird das Lastenrad gut genutzt, besonders die Wochenenden sind begehrt, der September ist insgesamt schon fast ausgebucht.

Auch in Grafing, wo man seit April dieses Jahres bei der Stadt ein Elektro-Lastenrad leihen kann, seien die Erfahrungen damit gut. Das Fahrrad war während der diversen Corona-Lockdowns für die Stadtbücherei im Einsatz gewesen, um Literatur auszufahren, während die Bibliothek geschlossen bleiben musste. Die Ausleihe ist auch in Grafing kostenlos und das Angebot wird entsprechend gut angenommen. Mindestens einmal pro Woche werde das Fahrrad verliehen, sagt Spiegel, meistens gleich für mehrere Tage, etwa übers Wochenende. Aber nicht nur bei Ausflüglern werde das Lastenfahrrad angenommen, auch bei Besorgungsfahrten sei es im Einsatz, so Spiegels Erfahrungen. Probleme mit unvorsichtigen Nutzern gab es bislang nicht, und natürlich gebe es auch eine Einweisung, inklusive dazu, wie man den Akku richtig auflädt.

Dass die Kundschaft auch längerfristig einem solchen Angebot treu bleibt, zeigt das Beispiel Poing. Hier wurde bereits im Jahr 2019 ein Lastenfahrrad mit Elektroantrieb von der Gemeinde angeschafft, das seitdem kostenlos an die Einwohner verliehen wird. Im vergangenen Jahr - die Leihrad-Saison dauerte damals wegen Corona nur vom 14. Mai bis 14. Dezember - gab es laut Bürgermeister Thomas Stark insgesamt 54 Ausleihen. Jeweils genau die Hälfte davon für ein Wochenende und für unter der Woche, dann immer für Zeiträume zwischen einem und drei Tagen.

Heuer begann die Saison bereits am 19. Februar, an 18 Wochenenden war das Leihrad bis Ende August im Einsatz und insgesamt 19 Mal unter der Woche. Wer mit dem Poinger Lastenrad einen Wochenendausflug plant, muss sich bis mindestens Oktober gedulden, so lange ist es schon ausgebucht. Laut Stark gibt es aber noch Kapazitäten unter der Woche. Wegen der guten Nachfrage habe man in Poing auch bereits überlegt, ein weiteres Lastenrad zu beschaffen, so der Bürgermeister. Dies sei bislang indes daran gescheitert, dass man keinen geeigneten Einstellplatz gefunden habe, der sowohl witterungsgeschützt als auch mit einem Stromanschluss versehen sei.

Trotz der guten Auslastung des Leihrades sei dies immer noch in gutem Zustand, die Ausleiher gingen sorgfältig damit um, so Stark. Damit es nicht zu Unfällen kommt, bekommen Erstbenutzer zudem eine Einweisung. Sind doch einmal kleinere Reparaturen und Ausbesserungen nötig, übernimmt dies der Baubetriebshof, einmal war das Rad zur Wartung in einem Fachgeschäft.

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