Mobilität in Poing:Einig uneinig

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Im Bau- und Umweltausschuss geht es um mögliche Stationen für MVG-Leihräder am S-Bahnhof, am Schulzentrum, am Rathaus und am Wildpark. Nicht alle Gemeinderäte sind mit den Vorschlägen einverstanden

Von Johanna Feckl, Poing

Mit den Plänen für Leihfahrräder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in Poing geht es voran: Nachdem bereits im Juni vergangenen Jahres der Grundsatzbeschluss gefallen ist, dass sich die Gemeinde dem Verleihsystem anschließen möchte, diskutierten die Gemeinderäte in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am Mittwoch über Anzahl und mögliche Standorte der Stationen. Es herrschte Einigkeit darüber, dass man sich über die Vorschläge nicht einig war.

Bevor es um die konkrete Umsetzung des Projekts in Poing ging, erklärte Benjamin Bracher, bei den Stadtwerken München zuständig für die Umsetzung der Leihsysteme im Umland, wie das System funktioniert: Die Ausleihe eines Fahrrads ist über die App "MVG More" möglich. Über die App lässt sich eines der Räder reservieren oder sofort buchen, auf das Handy wird ein Öffnungscode geschickt, der am Fahrrad eingegeben werden muss - und los kann die Fahrt gehen. Acht Cent pro Minute kostet der Spaß, günstiger wird es etwa für Abo-Kunden und Studierende. Die Rückgabe erfolgt dann entweder an einer der Leihstationen oder innerhalb eines definierten Bereichs der Gemeinde.

CSU-Gemeinderätin und Fraktionssprecherin Eva-Maria Lawes wollte daraufhin wissen, was ein "definierter Bereich" für Poing bedeutet. Benjamin Bracher antwortete, dass ein solcher Bereich, in dem man das Fahrrad einfach abstellen und die Ausleihe beenden kann, in Poing nicht geplant sei - anders, als das in der Stadt München der Fall ist. Andernfalls wäre die Betreuung durch die MVG deutlich intensiver und damit die Kosten höher. Das heißt: Start und Ende der Ausleihe muss in Poing jeweils an einer der Verleihstationen sein.

"Und was ist, wenn die Station voll ist?", fragte Herbert Lanzl (CSU). Dem Szenario, dass ein ausgeliehenes Rad nicht zurückgegeben werden kann, weil kein Platz mehr in der Leihstation ist, soll laut Bracher ein Überhang an jeder der Stationen verhindern. Das heißt zum Beispiel, dass in einem Modul mit zehn Fahrrädern und zehn Fahrradständern ein paar extra Plätze einkalkuliert werden. Wie viele das pro Station konkret sind, sagte er nicht.

Was er hingegen zur Sprache brachte, das waren die Erfahrungswerte in Sachen Vandalismus. Danach fragte SPD-Gemeinderat Reinhard Tonollo. "Im einstelligen prozentualen Bereich", sagte Bracher, "etwa zwei Prozent." Bei derzeit 4300 Rädern, 300 Verleihstationen in Stadt und Landkreis München und 191 000 registrierten Nutzern fällt die absolute Zahl also sehr gering aus.

Poing nun möchte das Radverleihsystem stufenweise im Gemeindegebiet umsetzen. Zunächst sollen vier Stationen realisiert werden. Die Rathausverwaltung schlug als mögliche Standorte das Schulzentrum mit zehn Stellplätzen im Norden, das Rathaus mit acht Plätzen im Süden, den Wildpark Poing mit zehn und den Marktplatz am S-Bahnhof mit 15 Stellplätzen vor. Die Kosten für diese vier Stationen würden sich auf zirka 125 000 Euro belaufen, hinzu kämen noch Betriebskosten in Höhe von etwa 31 000 Euro pro Jahr. Nach einer gewissen Zeit soll dann geprüft werden, ob Bedarf an weiteren Standorten besteht.

Ihm fehle eine Station im Gewerbepark, so Werner Dankesreiter (Grüne). Und warum das Schulzentrum als einer der Standorte gewählt wurde, war ihm auch nicht klar. Der Kritik an den vier vorgeschlagenen Standorten schlossen sich Gemeinderäte fraktionsübergreifend an. So sagte etwa Wolfgang Spieth (FDP), dass er den Standort am Rathaus "nicht für sehr attraktiv" halte. Lawes (CSU) sprach sich gegen die Nord- und Südstationen am Schulzentrum und am Rathaus aus, da sie sich diese "nicht praktikabel" vorstellen könne. Dem schloss sich Dankesreiter (Grüne) an. Herbert Lanzl (CSU) schlug vor, die nördliche Station vom Schulzentrum noch weiter in den Norden zu verschieben, nämlich zwischen die Wohngebiete W5 und W6.

"Es geht hier um einen Startschuss", sagte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD). Er äußerte sein Unverständnis ob der langen Diskussion über die Standorte. Im gehe es nicht darum, die konkreten Orte der Stationen im Rahmen der Ausschusssitzung fix zu machen, sondern nach außen ein Signal zu senden. Wenn daraufhin etwa Gewerbetreibende den Wunsch nach einer Kooperation äußerten, könne man für die Beschlussfassung im Gemeinderat einen Standort im Gewerbegebiet immer noch mit aufnehmen. "Ich schlage vor, dass wir dann im Gemeinderat über die Standorte einzeln abstimmen", so Hingerl. Schließlich stimmten die Gemeinderäte einstimmig für den Beschlussvorschlag, das Verleihsystem stufenweise einzuführen und die Realisierung der Standorte zu prüfen.

© SZ vom 07.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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