Süddeutsche Zeitung

Mobilität:Fragen kostet nichts

Ebersberg will sich bei anderen Kommunen erkundigen, wie man Mitfahrbänke einrichtet

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Hinsetzen, ein Schild hochhalten und schon geht es los. Zumindest wenn man sich auf ein Mitfahrbankerl gesetzt hat, eine bereits in mehreren Kommunen - wenn auch nicht im Landkreis - verfügbare Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr. Dort will sich die Stadt Ebersberg nach Erfahrungen mit den Mitfahrbänken erkundigen - und vielleicht kann man sich in der Kreisstadt schon bald für einen kleinen Ausflug durch die Stadt aufs Bankerl setzen.

Das Prinzip könnte man vielleicht mit "institutionellem Trampen" bezeichnen. Doch während der normale Anhalter irgendwo am Straßenrand steht und nach irgendwo anders mitgenommen werden will, gibt es beim Mitfahrbankerl-Projekt eine Art groben Linienplan. An bestimmten Punkten in der Kommune werden die Bänke aufgestellt, dort gibt es auch Schilder, die auf die Standorte der übrigen Sitzgelegenheiten verweisen. Damit kann der Bankbenutzer Autofahrern, die in die gleiche Richtung unterwegs sind, seinen Zielort anzeigen und hat die Gewissheit, dass dort ein ähnliches Bankerl mit Schild für den Rückweg wartet.

Dies sollte man in Ebersberg unbedingt probieren, regten sowohl der Seniorenbeirat, wie auch die SPD-Fraktion an. Ebersberg wäre damit die zweite Kommune im Landkreis, die die Anhalterbänkchen aufstellt, in der Nachbarstadt geht es damit bereits los. Derzeit gibt es in Grafing am Stadtbahnhof - gewissermaßen als Prototyp - das erste Mitfahrbankerl. Bei der Transition-Town-Initiative, die das Projekt angeregt hatte, plant man bereits konkret, weitere Bänke aufzustellen. Dies soll noch in diesem Jahr geschehen, für vier Bänke seien bereits Sponsoren gefunden, erklärt Beate Eckert von der Transition-Town-Initiative. Längerfristig sollen es mehr als 20 Bänke allein in Grafing werden, außerdem soll es eine Vernetzung mit den Nachbargemeinden geben, indem diese ebenfalls Bänke aufstellen, wo man dann etwa ein "Grafing"-Schild hochhalten kann.

Diese Möglichkeit sieht man auch bei der SPD - allerdings erst als zweiten Schritt. Wie Elisabeth Platzer (SPD) nun im zuständigen Ausschuss des Stadtrates sagte, gehe es zunächst um einen "Ersatz für einen City-Bus". Darum sollten die Bänke erst einmal im Stadtgebiet aufgestellt werden. Wenn es angenommen wird und funktioniert, könne es eine landkreisweite Vernetzung geben, etwa mit Grafing.

Ein erster von der Verwaltung erarbeiteter Beschlussvorschlag zum Thema sah vor, sofort zusammen mit dem Seniorenbeirat nach möglichen Standorten für die Bänke zu suchen. Dabei solle man mit der Transition-Town-Initiative Grafing eng kooperieren, einerseits wegen der "Abstimmung der Reiseziele zwischen Ebersberg und Grafing", aber auch das "einheitliche Erscheinungsbild" der Bänke solle abgesprochen werden.

Dies ging den Ausschussmitgliedern dann allerdings etwas zu schnell. Bevor man die Bänke aufstellen könne, seien noch einige Fragen zu klären. CSU-Stadtrat und Polizist Martin Schedo verwies etwa auf mögliche Probleme bei der Haftung, beispielsweise wenn der Anhalter bei einem Autounfall verletzt würde. Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) schlug daraufhin vor, zunächst mit Städten und Gemeinden, die solche Mitfahrbänke bereits aufgestellt haben, nachzufragen, was man dabei beachten müsse und welche Probleme es geben könne.

"Es soll aber auch aktiv weitergehen", forderte Platzer. Bei der nächsten Sitzung des Umwelt-, Sozial- und Kulturausschusses, die Ende Januar stattfindet, solle ein neuer Beschlussvorschlag der Verwaltung vorliegen. "Beim nächsten Mal machen wir einen Vorschlag", kündigte Brilmayer an.

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Quelle:
SZ vom 10.11.2017
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