Mitten in Zorneding:Wer suchet, findet auch was

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Aber nicht immer entspricht das Gefundene den Erwartungen...

Von Wieland Bögel

Muss man wissen, dass eine Sache existiert, um danach suchen zu können? Dies ist ein uraltes und bis heute ungelöstes Philosophenrätsel. Allerdings gilt als sicher, dass man nicht gezielt nach einer Sache suchen muss, um sie zu finden. Manchmal reicht auch, einfach irgendetwas zu suchen, um irgendetwas ganz anderes zu finden, wie zahlreiche Beispiele zeigen. Am bekanntesten sicher Kolumbus, der eigentlich Indien gesucht, aber Amerika gefunden hatte, oder Johann Friedrich Böttger, der eigentlich den Auftrag hatte, Gold herzustellen, aber das Porzellan erfand. Auch aus dem Alltag ist das Phänomen hinlänglich bekannt, hat doch so manche häusliche Suche, etwa nach einem verschwundenen Schlüsselbund, wahre Schätze zutage gefördert, wusste doch längst keiner mehr, dass Opa ausgerechnet hier in den 1970ern seine Manschettenknöpfe verloren hatte. Auch bei der Polizei ist dieses Phänomen bekannt, Kommissar Zufall nennen die Gesetzeshüter ihren unsichtbaren Kollegen, und der hat am Wochenende in Zorneding einen Fang gemacht.

Eigentlich war man auf der Suche nach einer Einbrecherbande, die sich laut Angaben mehrerer Bewohner in der Gemeinde herumtreiben sollte. Die Zeugen hatten eine verdächtige Person gemeldet, die durch die Siedlungen schleiche, offenbar auf der Suche nach einem lohnenden Ziel für einen Einbruch. Ebenfalls schwer verdächtig war einigen Anrufern eine dunkle Limousine, die wohl ebenfalls scheinbar ziellos durch die Ortschaft fuhr.

Warum das so war, konnte die Polizei wenig später schnell klären. Zwar stoppten sie keinen Einbrecherboss - laut Pressemitteilung konnte der Fahrer "glaubhaft machen, dass er mit den vermeintlichen Einbrechern nichts zu tun hat" - aber ganz umsonst waren sie nicht ausgerückt. Der Fahrer, ein 41-Jähriger aus einer Nachbargemeinde, war nämlich nicht mehr ganz nüchtern, sein Alkoholpegel sei sogar "deutlich" über dem gelegen, was gemeinhin noch als fahrtüchtig gilt. Der zweite "Einbrecher", den die Polizei wenig später aufgriff, war sogar so betrunken, dass er nicht einmal mehr in der Lage war, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Jedenfalls habe der Mann seine Bahn verpasst und nach einem Plätzchen gesucht, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. Ein Fall für Kommissar Zufall war er damit nicht, aber immerhin fällt er in die Kategorie suchen und finden - beziehungsweise gefunden werden.

© SZ vom 05.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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