Mitten in Zorneding:Der Preis der Erleuchtung

Die Gemeinde will ihre Straßen energiesparend erhellen - muss dafür aber erst einmal Laternen einkaufen

Von Viktoria Spinrad

Energiesparen ist löblich, hat aber auch seine Tücken. Da kleben noch Essensreste am Geschirr, weil man die Spülmaschine auf eine schonende halbe Stunde eingestellt hat. Da prangt der Kaffeefleck noch auf dem weißen Pulli, weil der Schonwaschgang dem Turbo-Schleuder-Modus eben doch nicht das Wasser reichen kann. Oder man tappt ganz ökobewusst im Dunkeln in der Wohnung und wacht am nächsten Tag mit lauter blauer Flecken auf: Der stoische Gutmensch stößt sich im Kampf gegen die Energieverschwendung beim nächtlichen Klogang selbstaufopfernd lieber an den Möbeln, als die verschwenderische Festbeleuchtung einzuschalten.

Dass Energiesparen kein Ponyhof ist, bekommt zurzeit auch die Gemeinde Zorneding zu spüren. Die will nämlich ihre komplette Straßenbeleuchtung ganz vorbildlich auf LED umstellen. Der Haken: Um sich für Finanzspritzen zu qualifizieren, soll sie nun das Erleuchten in die eigene Hand nehmen. Konkret soll sie die Masten und Leuchtenaufsätze im Gemeindegebiet dem Betreiber Bayernwerk für 60 000 Euro abkaufen. "Da müssen wir in den sauren Apfel beißen", erklärte der bald oberste Leuchten-Betreiber wider Willen, Rathauschef Piet Mayr (CSU) seinem grummelnden Gremium.

Wobei es auch bei diesem Spar-Dämpfer für die Vorzeigekämmerer Lichtblicke geben soll. Zum einen schob der Erleuchtungs-Chef rasch hinterher, dass man mit Bayernwerk noch verhandeln wolle und man auch nur für den oberirdischen Teil der Laternen zuständig sein werde, Bayernwerk aber für den unterirdischen. Zum anderen will die Gemeinde ihre LED-Leuchten zwischen 1 und 5 Uhr morgens um 50 Prozent dimmen. Das sei "mit dem Auge gar nicht wahrzunehmen", frohlockt die Verwaltung. Bleibt zu hoffen, dass die grünen Zornedinger von blauen Flecken verschont bleiben.

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