Mitten in Vaterstetten:Alles eine Frage der Farbe

Lesezeit: 1 min

An der Grund- und Mittelschule beschweren sich die Schüler über die Qualität und Quantität der Mittagsverpflegung. Wahrscheinlich handelt es sich aber vor allem um ein optisches Problem

Von Wieland Bögel

Über die Schwierigkeit, den kindlichen Geschmacksnerv an der richtigen Stelle zu treffen - das ist diejenige, die weder mit der Bäh- noch der Igitt- oder der Pfui-Region des Sprachzentrums vernetzt ist - ist schon viel geschrieben worden. Zuallererst von Heinrich Hoffmann, dessen Suppenkaspar sich sogar zu Tode hungert. So weit will man es heutzutage natürlich nicht mehr kommen lassen, nicht nur in diesem Fall gilt Hoffmanns Ansatz vom pädagogischen Standpunkt aus mittlerweile als unzeitgemäß. Wie man heutzutage mit Suppenkaspern umgeht, konnte man nun im Vaterstettener Schulausschuss erfahren.

Hintergrund ist, dass bei den Grund- und Mittelschülern das Bäh-Zentrum im Gehirn sehr ausgeprägt zu sein scheint. Gemäkelt wurde sowohl an der Qualität, an der Quantität als auch an der Lokalität der Mittagsverpflegung: Das Essen sei nicht gut, außerdem zu wenig (übrigens eine interessante Kombination) und die Mensa sei auch noch ungemütlich. Zumindest letzteres, so war nun zu erfahren, konnte zur weitgehenden Zufriedenheit behoben werden. Die Mensa wurde neu gestrichen - auf Anregung der Schüler im Farbton "Iris 15", das ist eine Art hellblau -, etwas entrümpelt, und der alte Kühlschrank, der mit seinem lauten Gebrumm jedes zivilisierte Tischgespräch unmöglich gemacht hatte, wurde dank eines Zuschusses von der Gemeinde durch einen leiseren Nachfolger ersetzt. Weniger einfach gestaltete sich allerdings die Lösung des Qualitäts-Problems - das laut dem Ergebnis einer Umfrage in der Schule im übrigen auch gar keines ist, sondern ein Wahrnehmungsproblem: Die Sachen aus der Großküche sähen halt nicht so aus, wie es die Schüler aus der Werbung oder dem Fastfood-Laden ihres Vertrauens gewöhnt seien.

Vielleicht ist daher neben der Anschaffung von Wand- auch jene von Lebensmittelfarbe zu empfehlen, am besten in den Farbtönen gelb und rot, beziehungsweise "Pommes 29" und "Ketchup 74".

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: