Mitten in Poing:Wenn mal wirklich nichts los ist

Bürgermeister Albert Hingerl hält es ganz wie der französische Herrscher Ludwig XVI - und scheut nicht davor zurück, einfach mal "Nichts" zu sagen

Kolumne von Barbara Mooser

Politiker haben's auch nicht leicht: Auf stundenlange Sitzungen in schlecht belüfteten Räumen folgen gern mal stundenlange Abendtermine in schlecht belüfteten Räumen. Und während sie früher danach auf der Terrasse mit dem oder der Liebsten bei einem Glas Wein auch mal über die sinnlosen Wortmeldungen des einen oder das längliche Grußwort der anderen lamentieren durften, müssen sie heute noch die Erfolge des Tages in den sozialen Netzwerken verkünden. Wobei es nicht selten klüger wäre, es einfach zu lassen, das weiß jetzt auch Julia Klöckner.

Doch manchmal sind die Tage einfach so ereignislos, dass sich über sie nichts sagen lässt. So einen muss neulich Poings Bürgermeister Albert Hingerl erwischt haben. Sein Post des Tages bei Facebook: "Nichts". Nicht mehr und nicht weniger. Von seinen Freunden im sozialen Netzwerk wurde aber auch diese Botschaft mit Freude angenommen: "Sehr philosophisch", lobt einer, "Man muss auch mal ,Nichts' sagen können", schreibt eine andere.

Tatsächlich knüpft Hingerl mit seinem Statement sogar an berühmte historische Persönlichkeiten an: Zur Zeit des französischen Herrschers Ludwig XVI gab es zwar noch kein Facebook, dafür führte man damals Tagebuch. Und am 14. Juli 1789 notierte der König dort ein einziges kleines Wörtchen: Rien - nichts. Es war der Tag des Sturms auf die Bastille.

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