Mitten in Moosach:Kein Zutritt für Elfenkönige

Mitten in nebelverhangenen Landschaften sind in diesen Nächten Trolle und Kobolde unterwegs. Wie gut, dass Wanderer in der Wallfahrtskirche von Maria Altenburg Zuflucht finden

Von Rita Baedeker

Nebelschwaden irrlichtern geisterhaft durch die anbrechende Dezembernacht, kaum dass die Sonne untergegangen ist, und narren das Auge. War da nicht gerade etwas, eine Bewegung, eine Gestalt, die vorüberhuscht? In Goethes berühmter Ballade vom Erlkönig gaukelt die Natur dem Vater einen Dunstfetzen vor, dabei ist es der alte böse Elfenkönig, der das Kind in sein Reich locken will. Aber wir glauben ja nicht mehr an Elfen und Trolle. Obwohl . . . : Die weißen Nebelkissen auf den Wiesen, erinnern sie nicht manchmal an Feen und Kobolde? Nebel verändert die Landschaft, verzerrt die Konturen, macht Vertrautes unsichtbar, öffnet das Tor zum Ungefähren. Nicht zufällig wird auf den Theaterbühnen Nebel eingesetzt, um dramatische Wendungen anzukündigen. Allein im Nebel wandern, wie Hermann Hesse es in einem Gedicht beschrieb, das ist wie aus der Welt zu fallen.

Jedoch: Der im Mondlicht unwirklich leuchtende Dunst besitzt einen betörenden Zauber. Den kann erleben, wer in diesen Tagen, in der Morgen- oder Abenddämmerung, durch Wald und Feld unterwegs ist, etwa auf der kleinen Straße nach Moosach über Buch, vorbei an einsamen Gehöften, und Altenburg, wo ein Kreuzweg abzweigt hinauf zu der Maria geweihten Wallfahrtskirche. Erste Sterne blinken, die Zeit scheint stillzustehen. Von ferne leuchtet golden die kleine Kirche vom Hügel herab. In ihrem Innern brennt Licht, Zeichen des Himmels in der unwirtlich gewordenen Natur. Hier, Reiter oder Wanderer, bist du in Sicherheit! Elfenkönige haben keinen Zutritt.

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