Mitten in Markt Schwaben:Geldsegen für die Gabelstapler

Wie die Gemeinde versucht, aus seinen Schulden herauszukommen, und was ein Geschirrmobil damit zu tun hat

Kolumne von Korbinian Eisenberger

Markt Schwaben ist seit Jahren Eigentümer eines eigentümlichen Trumms: In der Verwaltung nennen sie es "gemeindliches Geschirrmobil". Gemeint ist damit ein Anhänger mit einer Geschirrspülmaschine samt Besteck-Ausrüstung für hundert Mahlzeiten - eine besondere Form des Gabelstaplers also, die in Markt Schwaben offenbar sehr beliebt ist: Das gemeindliche Geschirrmobil ist jedes zweite Wochenende verliehen, wie zuletzt im Markt Schwabener Gemeinderat zu erfahren war. Deswegen zieht der Eigentümer nun politische Konsequenzen - und erhöht den Mietpreis.

Um diese Geschirrpolitik zu verstehen, hilft ein Blick über den Markt Schwabener Tellerrand. Die meisten umliegenden Gemeinden haben nämlich keinen eigenen Besteckwagen. Aus dieser Exklusivität wollen die Markt Schwabener nun per Gemeinderatsbeschluss Profit schlagen: Örtliche Vereine bekommen das Geschirrmobil weiter gratis von der Gemeinde. Ortsfremde Vereine müssen künftig hingegen tief in die Tasche greifen, ehe sie zur Tasse greifen. Die Gemeinderäte haben den Tagesmietpreis von 50 auf 100 Euro verdoppelt.

Nachdem der Gemeinderat erst im November 2017 die Benutzungsgebühr für den "gemeindlichen WC-Wagen" von 80 auf hundert Euro erhöht hat, ist dies der nächste große finanzpolitische Schritt: Weg von der bedürftigsten Gemeinde Oberbayerns - diesen Titel sicherte sich Markt Schwaben erst kürzlich - hin zu einer Kommune, die für jedes Bedürfnis eine mobile Einheit parat hat. Haufen gegen den Schuldenberg also, Untertassen für den Überfluss. Damit sich in Markt Schwaben künftig nicht nur die Gabeln stapeln, sondern endlich wieder Geldscheine.

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