Süddeutsche Zeitung

Mitten in Kirchseeon:Keine Haarspaltereien

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Friseure erweisen sich immer wieder als besonders kreative Berufsgruppe. Das zeigt sich dann nicht nur auf den Köpfen ihrer Kunden

Kolumne von Andreas Junkmann

Wenn man an kreative Berufe denkt, dann kommen einem in aller Regel Tätigkeiten wie die eines Architekten, eines Modedesigners oder eines Fotografen in den Sinn. Selbst als Verfasser dieser Zeilen braucht es von Zeit zu Zeit die Fähigkeit, gewissen Dingen den nötigen Pep zu verleihen. Dabei ist der wohl kreativste aller Jobs derjenige des Friseurs. Und um das festzustellen, muss man in seinem Leben noch nicht mal einen Salon von innen gesehen haben. Es reicht meist schon der Blick auf die Reklame über der Eingangstür - und die oftmals wunderbaren Wortspiele, mit denen die Inhaber ihre Kundschaft anlocken wollen.

Ein ganz besonderes Schmankerl hat sich ein Friseur in Kirchseeon ausgedacht. Er bewirbt seinen Laden unter dem Titel "Schädelgärtner". Allein beim Anblick dieses Namens beginnt sich die Filmrolle des Kopfkinos auf Hochtouren zu drehen: Die Friseuse, die die goldenen Locken liebevoll zurechtstutzt wie ein Gärtner den sensiblen Buchsbaum. Oder der männliche Kollege, der mit dem Rasierapparat ebenso scharfe Kanten ziehen kann wie ein Platzwart auf seinem Rasentraktor. Und unweigerlich drängt sich die Frage auf, warum das eigentlich nicht mehr Branchen so handhaben.

Möglichkeiten jedenfalls gäbe es genug. Ein Bäcker beispielsweise hätte gute Chancen, seinen Kunden bereits frühmorgens ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern - etwa wenn er seinen Laden mit dem Schriftzug "Brezensalzer" bewerben würde. Tut er aber nicht. Und da sich auch der Metzger selber nicht als "Hackbeilschwinger" oder "Weißwurstbatzer" bezeichnen würde, bleibt die Kreativität weiterhin den Friseuren überlassen.

Und die haben in der Region ganze Arbeit geleistet: Neben dem "Schädelgärtner" aus Kirchseeon gibt es unter anderem die "Haarschneiderei" in Ebersberg, den "Schnittpunkt" in Vaterstetten oder den Salon "Haarscharf" in Aßling. Bei den Landkreis-Friseuren weiß man einfach immer, woran man ist - ganz ohne Haarspalterei.

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Quelle:
SZ vom 23.08.2019
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