Mitten in Kirchseeon:Gedrängel im Advent

Im Dezember jagt eine Veranstaltung die nächste. Bei so viel Konsum-Aktivismus würde es kaum verwundern, wenn bald die Weihnachtszeit verlängert wird

Von Karin Kampwerth

Jetzt ist der November doch noch so scheußlich, wie es sich für einen November gehört. So kalt und so nass, dass man sich am besten auf der Wohnzimmercouch in eine dicke Decke kuschelt. Wer nun aber nicht gleich dem Sozialautismus anheim fallen möchte, dem sei der Besuch einer der zahlreichen Weihnachts- und Christkindlemärkte empfohlen, die an diesem Wochenende überall beginnen. Aufgrund des zu erwartenden Besucherandrangs wird man am Glühweinstand sicher ein wenig aneinanderrücken.

Eng wird es aber nicht nur auf den Märkten, das Gedrängel beginnt schon viel früher - etwa bei den Ankündigungen für die vielen Angebote, die aus der Vorweihnachtszeit alles andere als besinnliche Tage machen. Welche Ausmaße das annehmen kann, ist derzeit gut in Kirchseeon zu sehen. Die Gemeinde hat an ihrem Ortseingang eine hübsche Tafel aufgestellt, die die Besucher willkommen heißt, wenn gerade nichts anderes los ist. Das Schild dient aber auch als eine Art Litfaßsäule für Veranstaltungen. Mal wird der Babybasar angekündigt, mal der Kathreinmarkt, mal das Feuerwehrfest. Im Jahresverlauf geht das hübsch der Reihe nach, weil sich die Vereine terminlich abstimmen, um sich nicht gegenseitig die Besucher abspenstig zu machen.

Weihnachten aber ist alles anders. Gleich drei Veranstalter drängeln sich derzeit auf der Tafel. In der Mitte die Ankündigung der Bucher Adventsstadl am 6. Dezember. Links drangequetscht ein selbst gebasteltes Taferl mit dem Hinweis auf den Christkindlmarkt des Kindergartens Sankt Maria an diesem Sonntag, rechts rückt sich noch schnell der Männerchor ins Bild, der schon einmal für sein Konzert "Auf Weihnachten zua" eine Woche später in der ATSV-Halle wirbt. Bei so viel Konsum- und Kultur-Aktivismus würde es kaum verwundern, wenn der geschäftstüchtige Santa Claus schon bald versucht, das Christkind von einer Verlängerung der Weihnachtszeit zu überzeugen. Und wer weiß, vielleicht brennen ja irgendwann acht Kerzen auf dem Adventskranz.

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