Mitten in Grafing:Schnapsidee aus dem Amtsstüberl

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Eine Straße dann aufreißen, wenn sie ausnahmsweise mal besonders wichtig ist? Da muss man schon erst einmal drauf kommen

Von Karin Kampwerth

Fragt ein Beamter den anderen: "Wieso meckern die Leute eigentlich immerzu über uns, wir tun doch gar nichts?" Oder dieser hier: "Beamte sind ideale Ehepartner: Wenn sie abends nach Hause kommen, sind sie ausgeschlafen - und die Zeitung haben sie auch schon gelesen!" Und gleich mal zur Entschuldigung: Diese Beamtenwitze sind nicht auf dem Mist der Autorin gewachsen - sondern bei der entsprechenden Internetabfrage quasi die Erstbesten gewesen.

Wobei: Witz Numero zwei, also der mit den ausgeschlafenen Beamten, stimmt bezogen auf das Verkehrschaos in Grafing und das Straßenbauamt in Rosenheim zumindest nicht. Hätte man dort nämlich die Zeitung gelesen, hätten die Verantwortlichen gewusst, dass das mit der Sanierung der Kreisstraße zwischen Nettelkofen und Seeschneid eine schräge Idee war. Seit Montag sollte dort ein Stück Asphalt repariert und der Verkehr per Ampelanlage geregelt werden. Und das, obwohl wegen Gleisarbeiten gerade die Bahnübergänge an der Rosenheimer- und Rotter Straße gesperrt sind und der Schienenersatzverkehr über Nettelkofen läuft.

Am Freitagmittag hat die Nachricht aus der Rosenheimer Behörde Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr erreicht. Diese war offenbar so wütend über so viel nicht vorhandene Abstimmung, dass sie am Abend bei der Eröffnung des Grafinger Volksfestes den Schlegel derart feste auf den Zapfhahn zimmerte, dass schon nach dem dritten Versuch das Bier fontänenfrei floss. Der Ärger war verständlich, denn nachdem die Information an Rathaus und Presse verschickt war, gingen die Rosenheimer ins Wochenende - getreu dem Motto "nach Diktat verreist". Die Bürgermeisterin erreichte folglich telefonisch niemanden mehr und setzte ihre Beschwerde über die ihrer Ansicht nach nicht besonders große und entsprechend eher unwichtige Maßnahme per Mail ab.

Mit Erfolg: Am Montagvormittag teilten die Rosenheimer mit, dass "wir die Schadstelle bei Nettelkofen aufgrund der gegenwärtigen Verkehrslage in Grafing vorerst nicht sanieren". Womit Witz Numero eins in diesem Fall widerlegt wäre, schließlich haben die Beamten doch was getan. Glücklicherweise auch das Richtige, da gibt's nichts zu meckern.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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