Mitten in Grafing:Na dann, Mahlzeit!

Was der Bio-Anteil am Mensa-Fleisch mit europaweiten Ausschreibungen zu tun hat, war nun im Grafinger Sozialausschuss zu erfahren

Glosse von Thorsten Rienth

Der Grafinger Grundschulmensa geht eine nicht ganz so wohlschmeckende Geschichte voraus. Anstatt deren Bewirtschaftung zur feierlichen Inbetriebnahme im Jahr 2013 anständig auszuschreiben, hatten Stadt und Stadtrat einen örtlichen Metzger eingespannt. Sechs Jahre später fiel auf, dass dieses Rezept nicht ganz so kompatibel mit der bundesdeutschen Gesetzeslage ist. Eilig korrigierte man das Versehen. Von nun an kochte nicht mehr der Metzger, sondern ein großer Caterer. Das schmeckte nicht allen im Stadtrat. Weder kommt der Caterer nämlich aus Grafing, noch dem Kinderwunsch nach, die Tomatensoße anstatt neben die Nudeln auf dieselben zu gießen. Oder andersherum.

In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses stand nun die turnusgemäße Neuausschreibung der Mensa-Bewirtschaftung auf der Tagesordnung. Ob nicht mittlerweile probate Mittel verfügbar seien, die nationale Ausschreibung zu Gunsten eines Grafinger Caterers zu umgehen? Sind sie nicht, hob der zuständige Beamte aus dem Rathaus den Zeigefinger. Bitte keine Experimente.

Solche vermied der Ausschuss dann auch bei den Formalitäten, man könnte sagen: bei den Rezepten. "Ich finde regionale Produkte wichtig", warf der erste in die Runde. "Und schon auch bio." Aber bitte kein Bio-Formfleisch. Und bitte nicht mit zu hoher Bio-Quote. "Sonst wird das ja zu teuer." 60 Prozent vielleicht? Achtung, mahnte der Beamte aus dem Rathaus: Je höher der Bio-Anteil, desto weniger Angebote würden in der Regel abgegeben. Also besser nur 50 Prozent.

Erfahrungsgemäß sei sowieso eine andere Sache wichtiger. "Hauptsache, den Kids schmeckts!" Keinesfalls dürfte das Essen deshalb zu lange warmgehalten werden, maximal drei Stunden. "Sonst schmeckts nämlich irgendwann salzig." Ob nicht an der einen oder anderen Stelle vielleicht Tiefkühlkost Sinn mache? "Aufwärmen von Speisen ist hier nicht möglich", erklärt die Beschlussvorlage. "Durch das Aufwärmen der Speisen entsteht eine Hitzebelastung, welche nicht ohne Weiteres verhindert werden kann." Probleme mit dem Arbeitsschutz der Mensamitarbeiter seien programmiert.

Wichtig war dem Gremium auch, dass sich die aus Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise bestehenden Menüs frühestens in der fünften Woche wiederholten. Weitere Auszüge aus dem Regelkatalog: Aluminium-Verpackungen dürfen nicht verwendet werden. Eine kostenlose Stornierungsfrist ist einzubauen. Es ist größtenteils saisonales Obst und Gemüse anzubieten. Es soll die Wahl zwischen kleinen (4 Euro) und großen (4,50 Euro) Portionen geben, jeweils inklusive Recht auf Nachschlag. Dem Elternbeirat wären auch fünf Euro recht gewesen. Na dann, Mahlzeit!

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