Zu viel Verkehr, zu wenig Ruhe, Sauberkeit und Erholungswert, obendrein Lärmbelästigung, Luftverschmutzung und fehlende Solidarität: Man hätte meinen können, bei diesem Zukunftsworkshop gehe es um mindestens eine Großstadt, wenn nicht um einen im Smog versinkenden, grauen Moloch, der geprägt ist von der Kälte und Anonymität der Masse. Doch weit gefehlt. Es ging um Glonn, diesen hübschen, ländlich geprägten Ort im südlichen Landkreis, der inmitten einer idyllischen Landschaft liegt, noch nicht einmal 5000 Einwohner zählt und ein reges Vereinsleben samt jährlichem Dorffest, das alle zusammen auf die Beine stellen, vorzuweisen hat. Wer es noch beschaulicher möchte, muss neben einen Friedhof ziehen.
Sind die Glonner also verrückt geworden? Wissen sie die Vorzüge ihrer Heimat denn nicht zu schätzen? Haben sie vergessen, dass Millionen anderer Menschen viel mehr unter Lärm, Schmutz und Enge leiden müssen als sie? Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Aber einige von ihnen haben sich eben Gedanken gemacht, was noch besser sein könnte an ihrem schönen Ort. Ganz nach dem Motto: A bisserl was geht ollerwei. Und das ist ja auch durchaus legitim. Vor allem die Themen Verkehr, Kinderbetreuung, Flächenverbrauch und Mehrgenerationenkonzepte standen auf der Agenda des offenen Zukunftsworkshops, zu dem die Marktgemeinde eingeladen hatte. Im Großen und Ganzen wurde dabei sachlich debattiert, nur ab und an kochten die Gefühle schon ein wenig hoch.
In solchen Momenten aber könnte es vielleicht doch helfen, sich mal kurz an die Verhältnismäßigkeit des eigenen Ungemachs zu erinnern. Denn mit dem Bild vom Moloch im Hinterkopf, lassen sich die nun erarbeiteten, hehren Ziele sicher weiter mit Nachdruck, aber eben auch mit der nötigen Gelassenheit verfolgen. Sollte das hingegen nicht gelingen, ist es vielleicht schon bald gänzlich vorbei mit der heiligen Ruhe im schönen Glonn.