Mitten in Ebersberg:Vorbilder und so

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Mit etwas Hilfe klappt es zum neuen Jahr vielleicht auch mit den guten Vorsätzen

Kolumne von Theresa Parstorfer

Ratternd öffnet sich die haubenartige Plastiküberdachung über den Zigaretten am Kassenband im Supermarkt. Die etwa siebenjährige Tochter darf der Mama einen Packung Tabak aussuchen. Das Mädchen entscheidet sich für die blaue, mit der goldenen Schrift. "Was ist Ats...er...rien", will es dann wissen, den Finger auf den Warnhinweisen zu Tabakkonsum. Die Mama nimmt ihr das Tütchen aus der Hand und liest selbst. "Arterien. Das sind die Adern, durch die das Blut fließt", erklärt sie. Und dann erklärt sie, dass Rauchen schlecht ist für die Arterien. Und dumm. Und dass ihre Tochter das denken und auch sagen darf, sogar soll, obwohl die Mama selbst raucht. Zurecht schaut die Kleine da ein wenig verwirrt drein, hängt sich an den Einkaufswagen wie ein Turngestell und baumelt hin und her, die Stirn gerunzelt.

Als erste und engste Bezugspersonen sind Eltern die wichtigsten Vorbilder des Nachwuchses und das ist auch gut so. Knifflig wird es allerdings in Situationen, in denen das Vorbild zugeben muss, gerade dabei zu sein, etwas sehr Dummes zu tun. In vollem Bewusstsein und wider jedes besseren Wissens. Wie wird die Verletzung einer ethischen Maxime gerechtfertigt, ohne die moralische Erziehung zu sabotieren? Beim Rauchen handelt es sich noch dazu um etwas, von dem auch diese Mutter offensichtlich nicht will, dass die Tochter es je nachmachen wird. Schließlich weiß nicht nur dank der unübersehbaren optischen Warnhinweisen auf jeder Tabakpackung sprichwörtlich jedes Kind, dass Rauchen nicht gerade ideal für Körper und Gesundheit ist. "Fang dir das bloß nicht an", sagt die Mutter, "sei bloß nicht so dumm wie ich." Man will hoffen, dass diese Ehrlichkeit und der gute Wille seiner Mama dem Mädchen für immer in Erinnerung bleibt.

Ein bisschen wünscht man sich jedoch auch, dass die großen, unbedarften, in dieser Situation vielleicht sogar ein bisschen besorgt dreinblickenden Augen der Tochter etwas in der Mutter selbst auslösen würden. Den Willen und dann auch das Durchhaltevermögen, zu den eigenen, moralisch richtigen und wissenschaftlich fundierten Meinungen, wie: "Rauchen ist dumm und ungesund", zu stehen. Und wann wäre eine bessere Zeit, sich zu einem solchen Entschluss durchzuringen als in den Tagen vor Silvester, wenn die Listen mit guten Vorsätzen für das neues Jahr noch so unschuldig wie hoffnungsvoll auf Erfüllung warten?

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