Mitten in Ebersberg:Tauschen und rechnen

Grafing gewinnt bei einem Deal mit Ebersberg und wächst um 3000 Quadratmeter. Doch ein Riese ist es deshalb noch lange nicht

Kolumne von Wieland Bögel

Einem vielzitierten Bonmot, das meist Mark Twain zugeschrieben wird, ist die beste Investition jene in Land, denn davon wird bekanntlich kein neues hergestellt. Gut, die Niederländer werden da jetzt vielleicht widersprechen, aber im Großen und Ganzen hatte der alte Sam Clemens schon recht: Was da ist, ist da, und nicht mehr. Daher muss man den Grafingern gratulieren, sie haben es nun durch geschicktes Verhandeln erreicht, dass sich ihr Territorium, sprich Land, demnächst vergrößern wird.

Zumindest ein Stück, denn beim anstehenden Flächentausch entlang der nun auch schon wieder fast acht Jahre alten "neuen" B 304 hat der südlichere Tauschpartner das ein wenig bessere Geschäft gemacht. Während die Ebersberger 3,1 Hektar Grafing bekommen, bekommt Grafing 3,4 Hektar Ebersberg. Wer rechnen kann, kommt jetzt zwar nur auf gerade 3000 Quadratmeter, wer zusätzlich auch noch eine Landkarte lesen kann, könnte sich zu der Schlussfolgerung hinreißen lassen, dass das gar nicht ins Gewicht fällt, weil das Ebersberger Gemeindegebiet mit insgesamt 4084 Hektar um 1127 Hektar größer ist als das der Grafinger. Wer jetzt auch noch weiß, dass die 0,3 etwa 3756,6 Mal in die 1127 passt, hat jetzt auch die Anzahl der Flächentäusche, die es bräuchte, damit die Bärenstadt genauso viel Fläche hat wie die Kreisstadt.

Und Obacht, die Ebersberger können offenbar auch rechnen und sind ihren Rivalen im Süden ein paar Schritte voraus. Demnächst soll nämlich eine Straße samt angrenzender Felder von Kirchseeon übernommen werden, was in etwa dem Zehnfachen jener Flächen entspricht, die an die Grafinger abgetreten werden. Was für diese bedeutet - setzt man eine durchschnittliche Dauer von acht Jahren pro Grundstückstausch sowie die Bereitschaft der Nachbarn, weiter fleißig mitzutauschen voraus - dass sie erst in knapp 30 000 Jahren so viel Land haben werden wie die Ebersberger - es sei denn, sie finden zwischendurch jemanden, der ihnen welches herstellt.

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