Mitten in Ebersberg:Pöblige Weihnacht (fast) überall

Das Warten auf Nikolaus und Christkind ist keine leichte Sache - jedenfalls für so manchen Erwachsenen

Kolumne von FRANZISKA LANGHAMMER

Alte Volkslieder wissen noch davon zu erzählen, von der "staden Zeit", von der Vorbereitung auf das allerheiligste aller Feste, von der Adventszeit. Um Kaufrausch und Festtagsstress noch ein bisschen Puffer zu gewähren und die willigen Konsumenten in die Besinnlichkeit einzustimmen, gibt es dem Jesuskind sei Dank den Christkindlmarkt. Als einer der ersten in der Region war heuer Ebersberg dran; noch nicht einmal Dezember war es. Stille Nacht, posaunten die Musiker, vom Heiligen Abend flüsterte der Erzähler, und das Publikum vor der Bühne auf dem Marktplatz war - nun ja, alles, nur nicht still.

"Weg da, ich seh ja gar nichts", war noch das Harmloseste, was in dem dichten Gedränge zu hören war. Unruhig traten die Väter, auf deren Schultern die Kinder saßen, von einem Fuß auf den anderen. "Oh Mann, wann kommt der denn endlich?", stöhnten frierende Mamas und meinten damit wahrscheinlich den Nikolaus, der bei Anbruch der Dunkelheit auftauchen und gratis Schokolade an ihre Kinder verteilen würde. Das war wohl das Stichwort für eine ältere Dame und ihren Gefährten, sich brachial mit dem Gehstock den Weg durch die Wartenden zu bahnen, ohne Rücksicht auf Verluste, ja, sogar noch lauthals pöbelnd. "So eine dumme Kuh", hörte man jemanden schimpfen. Zustimmendes Geraune in der Masse. Bevor sich die explosive Stimmung jedoch weiter zum vorweihnachtlichen Feuerwerk aufbauschen konnte, erschien mit Rauschebart und flankiert von seinen zwei Engelchen der Frieden - und Schokolade - bringende Nikolaus. Die Mütter riefen: "Na endlich", die Väter seufzten erleichtert auf, und das Eintauchen in das vorweihnachtliche Geschwelge konnte nun endlich beginnen.

Das ist ja das Schöne an Weihnachten: Die Kinder lassen sich ihr Fest nicht nehmen. Ohne sich an randalierenden Omas oder genervten Eltern zu stören, saßen sie brav und aneinander gedrängt auf den aufgestellten Bierbänken oder den Schultern ihrer Eltern, wo sie gebannt und mit offenen Mündern den Weihnachtsgeschichten lauschten. Selbst als das Karussell wenige Meter weiter wegen eines technischen Defekts für einige Zeit ausfiel, saßen ein paar Kinder lachend auf den Pferden und dem Affen. Gehört hat man kein einziges Wort des Jammerns. Echt wahr.

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