Mitten in Ebersberg:Lieben und schieben

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Der gelbe Käfer rattert davon, nachdem ihn Ebersberger Passanten wieder flott gemacht haben. (Foto: Andreas Junkmann)

Ein historisches Automobil bietet nicht nur was fürs Auge, sondern auch fürs Ohr - und man lernt viele neue Leute kennen

Glosse von Andreas Junkmann

Ein bekanntes Sprichwort aus dem Kosmos der mobilen Fortbewegung besagt, wer sein Fahrzeug liebt, der schiebt. Nun wird dieses zumeist auf die zweirädrigen und unmotorisierten Verkehrsteilnehmer, sprich auf Fahrradfahrer, angewandt. Wahre Liebhaber jedoch bewegen sich nicht mit einem rostigen Drahtesel über die Straßen, sondern stilvoll in einem echten Oldtimer. Das Alter des Gefährts wiederum macht es umso wahrscheinlicher, dass das Sprichwort eben doch auch für Autofahrer gilt. Wenn der antiquierte Motor streikt, steht der Oldtimerbesitzer schnell auf einer Stufe mit dem schiebenden Radfahrer - es sei denn, er ist zufälligerweise in der Stadt Ebersberg unterwegs.

Dort ertönte jüngst rund um den Kreuzungsbereich von Ulrich- und Eberhardstraße ein ohrenbetäubendes Donnern. Nun ist man dieses Geräusch angesichts der Wetterkapriolen der vergangenen Tage in der Kreisstadt durchaus gewohnt - allerdings nicht in dieser Lautstärke. Ursprung des Lärms war ein kleines gelbes Käfer-Cabriolet, auch bekannt als VW Typ 1, dessen Vierzylinder-Boxermotor in dem Moment eher an einen Weltkriegsbomber, als an einen Kleinwagen erinnerte. Entsprechend stand das putzige Stück Automobilgeschichte dort recht verloren auf der Straße, während der etwas hilflos wirkende Fahrer sich im Hupkonzert des Rückstaus an der Wiederbelebung seines Fahrzeugs versuchte.

Auf die Szene im Ebersberger Stadtzentrum waren ob ihrer Lautstärke schnell auch einige Passanten aufmerksam geworden. Kurzerhand packten mehrere helfende Hände den Käfer am Heck und wuchteten ihn schwungvoll über die Kreuzung hinweg in die Ulrichstraße. Diese Unterstützung war es offenbar, auf die der Motor gewartet hatte, denn mit einem Knall kehrte er ins Leben zurück und der Fahrer konnte seines Weges rattern.

Was ihn von einem Radfahrer abhebt: Er blieb während der Rettungsmaßnahme unbeirrt hinter dem Steuer sitzen. Wohl, weil er seinen Oldtimer liebt - und der Ebersberger ja dankenswerterweise schiebt.

© SZ vom 26.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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