Mitten in Ebersberg:Kaktuseis für den Sausemaulwurf

Von wegen kinderleicht: Auch Babysprache will gelernt sein

Kolumne von Franziska Langhammer

Spätestens als der gute Freund, früher für Wortkargheit und nicht unbedingt empathisches Auftreten bekannt, mit einer Windel als Hut mit den Kuscheltieren spricht: "Wer kriegt zuerst eine Windi - die Bica, das Bärchi oder das Schweinchen?" - spätestens dann muss klar sein: Die Zeit der Coolness ist vorbei. Eltern selbst merken es vermutlich gar nicht, aber sobald Babys und Kleinkinder da sind, verändert sich auch das Vokabular von Mama und Papa rapide.

Vor wenigen Tagen etwa auf einem Ebersberger Spielplatz - dem hinter der Evangelischen Kirche, äh, hinter der Bimbam. Ein etwa dreijähriger Junge fragt seine Mama, warum unter der Wippe halbe Reifen auf dem Boden fest gemacht sind. Die Mama überlegt nicht lange, sondern hat gleich eine Erklärung parat: "Damit die Wippe doing-doing macht, und nicht wumm-wumm." Aha, auch wieder was dazu gelernt. Wenig später, am selben Spielplatz. Ein Mädchen, etwa vier, will mit dem Opa Sandspielen. Der Opa scheint die Sandförmchen nicht genau unterscheiden zu können und fragt: "Ist das ein Sause-Maulwurf da, oder ein Tatütata?" Das Mädchen scheint die Frage auch nicht zu verstehen und drückt dem Opa kurzerhand eine Plastik-Eistüte in die Hand. "Da, Erdbeereis", sagt es. Frage geklärt.

Die Kindersprache der Eltern scheint also keinem Universalcode zu folgen; nicht alle Kinder verstehen, was die Großen ihnen mit diesen manchmal unverständlichen Satzverkürzungen und Wortverniedlichungen sagen wollen. Andersherum können die Großen aber viel von den Kleinen lernen: Der anderthalbjährige Sohn etwa kann mit seinen Ein- und Zweiwortsätzen, gepaart mit dementsprechendem Tonfall, schon genau ausdrücken, was er möchte. "Gummibärli" (Dehnung in der Mitte) etwa - ganz klar, der junge Mann möchte was Süßes. Oder "Bauen" (erste Silbe akzentuiert): Die Duplosteine sind dran. "Papa weg" (Stimme nach oben): Wo ist der Alte? Mama, Papa, Oma oder Opa verstehen einen immer. Was brauch ich viele Worte, wenn das eine schon alles sagt. "Eis haben", heißt es da, wird sofort verstanden - und da ist es egal, ob das Kaktuseis manchmal zum Kackstdu-Eis wird.

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