Mitten in Ebersberg:Hupen wie die Hauptstädter

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Wer hupt, gewinnt - nach dieser Devise bewegen sich Münchens Autofahrer seit Jahren immer erfolgloser durch ihre Stadt. Aber doch nicht die Ebersberger. Oder?

Kolumne von Korbinian Eisenberger

Das Münchner Umland hat seiner Landeshauptstadt eine gewisse Besonnenheit beim Autofahren voraus. Erkennbar allein daran, dass es sehr auffällig ist, wenn außerhalb der Großstadt einmal jemand hupt. Insofern kommt die folgende Szene im 30 Kilometer östlich von München gelegenen Ebersberg geradezu einer Sensation gleich: Der Zeiger der Ebersberger Bahnhofsuhr hat sich nur dreimal im Kreis gedreht, in dieser Zeit hupen drei verschiedene Autofahrer in drei nicht zusammenhängenden Szenen wie wild drauf los. Münchelt es etwa in Ebersberg?

Streng genommen soll nur gehupt werden, "um auf Gefahren aufmerksam zu machen". Der Fahrer eines Lieferwagens interpretiert das Verkehrsregelwerk für sich etwas abgewandelt: Er biegt in einem Affenzahn von der Straße auf einen Parkplatz ein und hupt zwei Fußgänger an, die ihre Unterlegenheit erkennen und zur Seite springen. Dem zweiten Huperer geht es um die Gefahr des Zeitverlustes: Die Ampel vor dem Bahnhof springt auf grün - und weil der Vordermann nicht sofort aufs Gaspedal tritt, wird er daran erinnert , endlich loszufahren. Ein Klassiker, vor allem in der Hauptstadt.

Wer hupt, gewinnt - nach dieser Devise versuchen sich Münchens Autofahrer seit Jahrzehnten immer erfolgloser durch ihre Stadt zu bewegen. Und so fühlt es sich nach diesem Ebersberger Hup-Dreiklang für einen Moment an, als stünde man mitten auf dem Stachus. Dieser Ort, wo ein Hupkonzert auslöst, wer bei Grün nicht innerhalb von 0,58 Sekunden den Motor aufheulen lässt. Das dritte und letzte Hupen stellt die geografische Ordnung wieder her: Der eine Ebersberger hupt den anderen zurecht, weil er ihm die Vorfahrt nimmt. Ein Huperer also im Sinn des Regelwerks: Andernfalls hätte es wahrscheinlich gekracht.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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