Mitten in Ebersberg:Die Angst vor der Verlängerung

Für Fußballfans unter den Kreistagsmitgliedern beginnt am Dienstag das Zittern schon vor dem EM-Spiel.

Von Andreas Junkmann

Ein Fußballspiel dauert in der Regel 90 Minuten, eine Sitzung des Ebersberger Kreistags oder seiner Ausschüsse meist deutlich länger. Beide Veranstaltungen haben die Gemeinsamkeit, dass sie sehr von Taktik geprägt sein können - was aus dem Kommentatorendeutsch übersetzt nichts anderes bedeutet, als zäh und langweilig. Nun ist das im Falle eines Fußballspiels weniger schlimm, denn dessen Dauer ist wie eingangs erwähnt bereits vor Anpfiff fest begrenzt. Mehr als 120 Minuten werden es auch mit Verlängerung nie. Bei Sitzungen der Kreisgremien liegt die Sache anders, hier kann sich die Dauer quasi beliebig in die Länge ziehen, je nachdem wie viel Redebedarf die einzelnen Teilnehmer haben. Das ist zwar mitunter mühsam, ein echtes Problem ergibt sich daraus zumeist aber nicht. Außer an diesem Dienstag.

Dann nämlich drohen beide Termine zu kollidieren: Für 14 Uhr ist die Sitzung des Ausschusses für Familie, Soziales, Bildung, Sport und Kultur - kurz SFB - anberaumt, um 18 Uhr spielt die deutsche Nationalmannschaft im EM-Achtelfinale gegen England. Lediglich vier Stunden bleiben also für eine Tagesordnung, die in Summe 21 Punkte umfasst. An normalen Tagen unmöglich zu schaffen. Nur gut, dass der Landkreis Ebersberg von jemandem geführt wird, dem der Fußball am Herzen liegt. Für Landrat Robert Niedergesäß dürfte es als glühender Anhänger des FC Bayern eine Pflicht sein, möglichst pünktlich zum Anstoß des ewigen Länderspiel-Klassikers vor dem Fernseher zu sitzen. Und so findet sich bereits auf der Einladung zur Sitzung ein strikter Zeitplan, wie lange welcher Tagesordnungspunkt zu dauern hat - ein Mittel, zu dem der Kreistag eher nur in Ausnahmefällen greift. Demnach sollte der öffentliche Teil mit den Ratsanfragen um 17 Uhr vorbei sein, für die nicht-öffentlichen Beratungen ist Abpfiff gegen 18 Uhr vorgesehen.

Bleibt also nur zu hoffen, dass sich die Kreisräte nicht in brotloses Phrasen-Geschiebe verstricken, sondern bei den Diskussionen zielstrebig nach vorne spielen. Denn eine Verlängerung an diesem Tag kann wirklich niemand gebrauchen - weder im Ebersberger Sitzungssaal, noch später im Londoner Wembley-Stadion.

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