Mitten in Ebersberg:Das ist doch noch gut!

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Auch in der Wahlwerbung solle mehr Nachhaltigkeit herrschen. Der scheidende Bürgermeister Walter Brilmayer macht vor, wie's geht

Kolumne von Wieland Bögel

Wer schon einmal einen Umzug getätigt hat, kennt das sicher: Beim Ausräumen der Schränke und Regale, beim Aufräumen des Schreibtisches fällt einem so manches schon vergessene Stück in die Hände. Nicht selten liegt Vergessenwerden und zeitweiliges Abhandenkommen der Stücke schlicht daran, dass denen zuvor irgendwie der Nutzen abhandengekommen war. Irgendwann war dieses und jenes Ding mal für irgendetwas angeschafft worden, wozu man inzwischen aber keine Lust mehr, keinen weiteren Bedarf oder beides nicht hat. Trotzdem sind die Sachen zu schade zum Wegschmeißen, deshalb werden sie aufgehoben - und mit etwas Glück eben wiedergefunden. Manchmal findet der Finder, dass die Sachen für ihn selbst zwar immer noch nutzlos sind - aber denkt an jemand anderes, der dafür vielleicht Verwendung haben könnte. So muss es sich nun im Ebersberger Rathaus zugetragen haben.

Dort, so kann man es sich zumindest gut vorstellen, hat der scheidende Bürgermeister Walter Brilmayer schon mal ein bisschen zusammengeräumt. Dabei ist ihm offenbar sein Slogan für die Wahl 2012 wieder in die Hände gefallen. Der lautete "Viel getan - viel zu tun" und war die vergangenen acht Jahre nicht mehr gebraucht worden, da stand ja keine Bürgermeisterwahl in Ebersberg an. Aufgehoben wurde der Spruch trotzdem, man weiß ja nie, ob man ihn nochmal braucht. Für Brilmayer selbst kann man das zwar inzwischen verneinen: Da er bei der aktuellen Wahl aus Altersgründen nicht mehr antreten darf, ist auch kein Wahlspruch mehr nötig. Aber einfach wegwerfen wollte der Bürgermeister seinen alten Slogan wohl doch nicht, dafür war er zu schade. Weshalb Brilmayer ihn jemandem vermacht hat, der ihn brauchen kann: sein CSU-Parteikollege Landrat Robert Niedergesäß. Der wirbt nämlich in seiner Wahlbroschüre für die Kreistags- und Landratswahl nicht nur mit "Robert - Saustark" sondern auch mit "Viel getan - viel zu tun". Was immerhin eine gewisse Logik hat, schließlich hatte Brilmayer 2012 die Wahl ja gewonnen. Der Slogan kann also nicht so ganz verkehrt gewesen sein und mag möglicherweise auch diesmal manche Wähler von einer weiteren Amtszeit des Amtsinhabers überzeugen.

Vielleicht ist das der Beginn eines Trends: Mehr Nachhaltigkeit in der Wahlwerbung! Möglicherweise kommen im noch knapp einen Monat dauernden Wahlkampf weitere Recyclingsprüche einstmals erfolgreicher Wahlkämpfer zum Einsatz. Wie man hört, soll Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger - der wie Brilmayer nicht erneut kandidieren darf - kürzlich in einer Schublade im Bürgermeisterbüro auf sein altes Motto "Machen, was machbar ist" aus dem Wahlkampf 2013 gestoßen sein. Ob dafür bereits Interessenten vorgesprochen haben, war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe indes noch nicht bekannt.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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