Mitten in Ebersberg:Brücke zum Bürger

Fast alle Rathäuser haben am Montag zu. Schön für die Mitarbeiter, lästig für viele andere

Von Karin Kampwerth

Hier folgt ein Beitrag aus der Kategorie "Was ich nicht verstehe". Und nein, es geht nicht darum, warum kleine Kinder genauso wie Kühe im Stall an diesem Montag mal wieder besonders darunter leiden, weil irgendwann irgendwer beschloss, Sommer- und Winterzeit einzuführen. Die einen wollen abends nicht ins Bett, die anderen kommen mit der computergesteuerten Milchlieferung durcheinander. Nun gut, der Langschläfer an sich wird die Zeitumstellung vom Wochenende eher genießen. Allerdings hatte er sich auch gerade ans Frühaufstehen gewöhnt und ist ohnehin häufig ein Anhänger der wärmeren Monate, weshalb man ihm im Winter wenigstens die Sommerzeit hätte lassen können.

Ein anderes zeitliches Durcheinander beschert uns in diesem Jahr Luther. Weil der 31. Oktober zu Ehren des Reformators zum einmaligen Feiertag erklärt wurde, und tags drauf gleich Allerheiligen folgt, geht in Behörden die Meinung um, man könne sich den Montag davor auch gleich schenken. Nahezu alle Rathäuser, Baubetriebshöfe, Bauhöfe, Wertstoffhöfe et cetera melden: "Wegen Brückentag geschlossen".

Natürlich gibt es eine ganze Reihe von Büro- und anderen berufstätigen Menschen, die sich an diesem Montag ebenfalls frei nehmen. Verkäuferinnen. Polizisten. Ärzte. Bankangestellte. Aber eben nicht alle auf einmal. Da könnte man das Land ja gleich ganz zusperren. Die Geschäfte bleiben also offen, im Krankenhaus wird weiter operiert, die Polizei fängt trotz Brückentags Einbrecher und seine Miete kann man auch pünktlich überweisen.

Warum aber können die, die sich am Montag frei nehmen, nicht wenigstens ihren Sperrmüll auf den Wertstoffhof bringen, den neuen Pass beantragen oder den Wohnsitz ummelden? Natürlich sei den Beamten ein ultralanges Wochenende vergönnt. Schöner aber wäre gewesen, wenn die Rathauschefs den Montag genutzt hätten, um Ämter und Einrichtungen nicht vollends lahmzulegen. Ein Brückentag ist zwar was Schönes, Bürgerfreundlichkeit geht dann aber doch etwas anders.

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