Mitten in der Region:Laub-Challenge mit Rasenmäher

Der Herbst bringt besondere Herausforderungen mit sich - und fördert die Konkurrenz zwischen den Nachbarn

Kolumne von Carolin Fries

Der Herbst ist ein Charmeur. Er präsentiert sich vorteilhaft in goldenes Licht gehüllt und verlockt mit romantischen Freizeitbeschäftigungen wie Pilze sammeln, Kürbisschnitzen, Laternen basteln. Und das sind nur die Klassiker. Echte Herbstfans fahren fort mit Laubschwimmen, Kastanienschmuck schnitzen und Naturmobiles basteln - womit die stürmische Jahreszeit ihre lästigen Begleiterscheinungen recht gut kaschiert. Denn: Was im Sommer die Schweißperlen und im Winter dauerhaft kalte Hände und Füße sind, sind im Herbst die Gartenarbeiten: umgraben, Sträucher schneiden, Laub rechen.

Letzterer Tätigkeit kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie über Wochen regelmäßig ausgeführt werden muss und die Gartenbesitzer einer gewissen Vergleichbarkeit preisgibt. Ganz nach dem Motto: Herr Meier fegt und recht täglich, Frau Huber indes lässt die Blätter einfach liegen. Zunächst jedenfalls. Denn früher oder später müssen sie raus aus den Zufahrten und fort von den Wegen, andernfalls schiebt man sie Wochen später mit der Schneeschaufel beiseite. Ideale Voraussetzungen also für die Laub-Challenge: Wer in der Siedlung schafft es am Samstag, das Laub der Woche am schnellsten zu entsorgen? Morgens um acht, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Tau auf der Blätterdecke getrocknet haben, hört man die ersten Metallrechenzähnchen aus der Nachbarschaft über zartes Grün und harte Wege kratzen. Jaaaa, ich komm ja schon . . . später.

Über den Tag verteilt räumen schließlich alle brav auf, man trifft sich nicht mehr im Freibad oder am See, sondern mit vollgestopften grünen Tüten am Wertstoffhof. Oder aber: Man schaut dem eifrigen Häufchenrechen und Einsammeln auf den angrenzenden Grundstücken ein paar Stunden entspannt zu und schmeißt dann um halb sechs den Rasenmäher an, um die Grünfläche im Garten ratzfatz freizusaugen. Ein regelrecht erhabenes Gefühl. Jedenfalls solange, bis die Maschine in wenigen Wochen angesichts der Blätterberge kapituliert und allein der Rechen bleibt.

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