Mitten in der Region:Heimtückische Flüsterlösung

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Früher tönten Laubsauger wie Düsenflugzeuge, heute gibt es sie in der leisen Version. Doch da tun sich ungeahnte neue Probleme auf

Kolumne von Berthold Neff

Wenn die Blätter den Weg alles Irdischen antreten und sanft nach unten trudeln, ist es Zeit, sich ihrer anzunehmen. Die einen machen sich einen Spaß daraus, durch das raschelnde Blattwerk zu waten, die anderen haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sie schleunigst vom Angesicht der Erde zu tilgen. Zu den eifrigsten Protagonisten dieser Kategorie zählen die Hausmeister, die im Blättermeer eine Herausforderung sehen, der auf dieser Welt einzig und allein sie gewachsen sind.

Ohne die richtige Technik geht da natürlich gar nichts. Die Industrie hatte schon früh ein Einsehen und lieferte diesen heroischen Kämpfern gegen den Blätterwald die geeigneten Laubbläser, deren Leistungsfähigkeit meist direkt proportional zu ihrer Lautstärke war. Das kam den Igeln zupass, die zwar nicht besonders gut sehen, aber hervorragend hören. Sie wurden so in ihrem Blätterhaufen, den sie sich für ihren Winterschlaf auserkoren hatten, zuverlässig gewarnt und konnten, noch leicht schlaftrunken, rechtzeitig das Weite suchen.

Da sich jedoch die Menschen vom Lärmpegel der Laubbläser, der durchaus an das Geräusch startender Düsenflugzeuge herankam, zunehmend gestört fühlten, bot ihnen die Industrie die lärmreduzierte Elektrovariante an. Der Hausmeister nähert sich nun dem Blätterteppich auf leisen Sohlen. Man sieht, wie er die Blätter vor sich her treibt, aber man hört nichts. Der Luftstrahl mit einer Geschwindigkeit von 210 Kilometern pro Stunde kommt ohne Vorwarnung, dem Igel bleibt die Luft weg.

Richtig gefährlich wird es aber, wenn die leisen Geräte multifunktional sind. Man tauscht das schmale Blasrohr gegen das breite Saugrohr ein und verwandelt, unter Mithilfe des integrierten, kraftvollen Häckselrades, das Laub und alles andere zu einer leicht kompostierbaren Masse. Um die Igel vor diesem lautlos daherkommenden, tödlichen Schicksal zu warnen, braucht es eine weitere akustische Revolution. Wir empfehlen eine Soundkarte der Formel Eins.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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