Mitten in der Region:Ein Hoch auf den Plattbauch

Die Segellibelle mit dem abtörnenden Namen hat sich die Auszeichnung "Heidling des Monats" redlich verdient.

Von Michael Morosow

Gäbe es auch in der Tierwelt einen Schönheitswettbewerb, dann würde natürlich zuerst der Pfau, ein eitler Fatzke, ins Scheinwerferlicht treten, obwohl er außer schön zu sein nicht wirklich viel draufhat. Andere Typen wie das Hängebauchschwein, das Trampeltier oder die Spiegeleiqualle eignen sich schon alleine ihrer abtörnenden Artenbezeichnungen wegen nicht für öffentliche Auftritte. In diese Kategorie fällt auch der "Plattbauch", eine Segellibelle, die so heißt, weil sie mit einem breiten, abgeflachten und recht plump wirkenden Hinterleib geschlagen ist, den wohl nur verliebte Plattbäuchinnen attraktiv finden können.

Dennoch, für ein Showelement bei einer solch tierischen Challenge gäbe es keinen besseren als ihn, der Plattbauch würde die Veranstaltung rocken wie keiner vor ihm. Der Adler mag majestätischer daherkommen, aber die Libelle mit dem plumpen Hintern ist die wahre Königin der Lüfte und es ist wirklich Zeit geworden, dass sie dafür die gebotene Anerkennung erfährt.

Der Heideflächenverein Münchner Norden hat den Plattbauch jetzt zum "Heidling des Monats Mai 2022" ausgerufen und in einer schwärmenden Laudatio die Künste des bis zu 48 Millimeter großen Flugstars gepriesen, der auch in der Fröttmaninger Heide an vegetationsarmen Flachgewässern eine Heimat gefunden hat.

Seine Startgeschwindigkeit lässt jeden Starfighter blass aussehen, von null auf hundert kommt er in einer halben Sekunde, wird dann aber vom Luftwiderstand abgebremst auf 40 bis 50 Stundenkilometer. Und was seine Wendigkeit anbelangt, steckt er trotz seines plumpen Hinterns jedes andere Flugobjekt mit links in die Tasche.

Die Großlibelle kann ihre beiden Flügelpaare unabhängig voneinander bewegen und somit wilde Haken schlagen in der Luft, oder, wenn ihr danach ist, wie ein Hubschrauber mitten im Flug stehen bleiben. Als wäre das nicht genug, kann der Plattbauch auch noch den Rückwärtsgang einlegen. Natürlich hat die Flugzeugindustrie schon längst alle technischen Feinheiten der rasanten Libelle abgekupfert, sieht man von einer ganz besonderen Luftnummer ab: Die Paarung von Plattbauch und Plattbäuchin geht im Flug vonstatten und dauert weniger als 30 Sekunden.

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