Mitten in Baldham:Urlaub bei der Post

Wer freie Tage daheim verbringt, ist bisweilen vor ganz neue Herausforderungen gestellt...

Von Wieland Bögel

Die Zeit zwischen dem Ende der Glühweinzeit - in Bayern traditionell der Josefitag am 2. Februar - und dem Beginn der Starkbierzeit am Aschermittwoch steht nicht nur im Zeichen der Pappnasen und sonstigen Verkleidungen, sondern oft auch unter dem Zugzwang des Resturlaubes. Für Faschingsfans eine sehr praktische Kombination, können - nein, müssen - sie doch ihrer Leidenschaft frönen. Kann ja keiner was dafür, dass während der auf eindringliche Anweisung der Personalabteilung verhängten freien Tage die lustigsten Bälle des Jahres stattfinden. Aber auch, wer dem Karnevalstreiben und dem damit verbundenen Identitätswechsel weniger euphorisch gegenübersteht, kann Fasching und Resturlaub zusammenbringen - und muss für die Abwechslung gar nicht einmal viel tun.

Zumindest wenn man schon immer mal in die Rolle eines Postlers schlüpfen wollte, in Baldham wohnt und die richtige Telefonnummer hat. Beziehungsweise die falsche, zumindest aus Sicht der zahlreichen Anrufer, die sich von Montagfrüh an beim ahnungslosen Resturlauber auf der Nebenstelle melden. Die wollten nämlich eigentlich die Niederlassung eines großen Paketdienstes erreichen - meist offenbar aus Gründen der Beschwerde. Zumindest legt das die meist in eisigem Ton unzufriedener Kundschaft vorgebrachte Frage "Bin ich jetzt bei der Firma XY?" nahe, nachdem sich der Angerufene zwar mit Namen aber eben nicht mit "Firma XY" gemeldet hat. Geduldig erklärt man, warum dem nicht so ist, verliest die eigene Telefonnummer "wenn Sie mal vergleichen möchten?" und nimmt mit einem gelassenen "Macht ja nix, das kommt öfter vor" die Entschuldigung für die Störung entgegen.

Beim Auflegen fällt der Blick aus dem Fenster und ausgerechnet auf ein Auto des fraglichen Paketzustellers, dessen Fahrer ist gerade dabei die Haustüren der Umgebung nach einem Zwischenlager für derzeit wegen Aushäusigkeit des Empfängers unzustellbare Pakete abzusuchen. Ein echtes Dilemma für den unfreiwilligen Kollegen in der Telefonzentrale: Einerseits hatte man sich ja vorgenommen, seinen Teil zu leisten gegen das auf Kosten der Nachbarn profitmaximierte Lieferantenunwesen und aus Prinzip die eigenen vier Wände nicht zur kostenlosen Packstation zu machen. Andererseits, wenn der das Paket jetzt wieder mitnimmt, wird sich der Empfänger vielleicht beschweren - telefonisch ist der Paketzusteller laut seiner Website ab 7.30 Uhr zu erreichen - eindeutig zu früh für die Urlaubszeit...

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