Grund- und Mittelschule Kirchseeon:Massenentlassung bei Mittagsbetreuung?

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Bleiben die Tische und Stühle in der Eglhartinger Schule am Nachmittag künftig leer? Nach einem Trägerwechsel ist jedenfalls unklar, wie es mit dem offenen Ganztagesangebot weitergeht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Weil in Kirchseeon an der Grund- und Mittelschule der für das offene Ganztagsangebot zuständige Träger wechselt, fürchten die Mitarbeiterinnen um ihren Job. Nun schaltet sich die Gemeinde ein.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Allein die Anzahl der Besucherinnen im Sitzungssaal war bereits ein Indiz dafür, dass hier etwas nicht stimmt. Eigentlich sollte es in der Kirchseeoner Gemeinderatssitzung am Montag um den kommunalen Haushalt gehen – ein Thema, das eher selten interessierte Zuschauer ins Rathaus lockt. Dennoch waren die Besucherplätze an diesem Abend fast restlos gefüllt. Rund 20 Frauen, die in der offenen Ganztagsbetreuung der örtlichen Grund- und Mittelschule beschäftigt sind, waren gekommen, um den Gemeinderäten von ihrem Dilemma zu berichten: Weil der für das Angebot zuständige Träger gewechselt habe, drohe den Mitarbeiterinnen nun die Entlassung.

Grund dafür sei ein striktes Sparprogramm des Vereins aus dem Landkreis Rosenheim, der die Trägerschaft vom bisherigen Kooperationspartner, dem Kirchseeoner Berufsbildungswerk St. Zeno, übernommen hat. Das berichtete zumindest die für die Nachmittagsbetreuung zuständige Büroleiterin Ivonne Reimann in der Sitzung. Erst vergangene Woche habe man von dem Wechsel und den damit verbundenen Kürzungen erfahren. „Der neue Träger will massiv Geld einsparen“, sagte Reimann und warf eine Frage in den Raum, die sich angesichts dieser Nachrichten wohl viele Eltern in der Marktgemeinde stellen dürften: „Wie soll eine gute Betreuung am Ort gewährleistet werden, wenn noch mehr Geld eingespart wird?“

Rund 250 Schüler besuchen derzeit die offene Ganztagsbetreuung in Kirchseeon und Eglharting

Rund 30 Mitarbeiterinnen sind in der Nachmittagsbetreuung der Kirchseeoner beziehungsweise Eglhartinger Grund- und Mittelschule beschäftigt. Sie sind für die 250 Schülerinnen und Schüler zuständig, die das Angebot derzeit wahrnehmen. Zentrale Programmpunkte der offenen Ganztagsschule sind das Mittagessen und die Hausaufgabenbetreuung, wie auf der Internetseite der Grund- und Mittelschule zu erfahren ist. Ein pädagogisches Programm ergänze die Betreuung am Nachmittag. Diese dauert je nach Bedarf bis 14 oder 16 Uhr.

Ob dieses Angebot auch in Zukunft aufrechterhalten werden kann, scheint nun mehr als fraglich. „Die Massenentlassung ist schon angerollt“, sagte Reimann. Weil der neue Träger viele der Mitarbeiterinnen nicht übernehmen könne, seien diejenigen mit längeren Kündigungsfristen bereits informiert worden. „Wir stehen da und wissen nicht, was passiert“, sagte Ivonne Reimann in Richtung Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow (CSU), den sie dringend um Unterstützung bat. Sie selbst versuche bereits seit Tagen vergeblich, die Verantwortlichen des neuen Trägervereins zu erreichen, „aber ich habe seit vergangenen Mittwoch nichts mehr gehört“.

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Offenbar hatte Bürgermeister Paeplow am Tag nach der Sitzung mehr Glück. Auch er sei zwar zunächst von der Nachricht überrascht worden, dass nun vermeintlich allen Mitarbeiterinnen gekündigt werden soll. Der Sachverhalt konnte jedoch am Dienstag etwas entkräftet werden: Der Grund für den Trägerwechsel seien die hohen Defizite gewesen, die die Gemeinde bisher jedes Jahr hatte ausgleichen müssen, wie der Bürgermeister im Gespräch mit der SZ erzählt. Man habe deshalb Kontakt mit St. Zeno aufgenommen, um abzuklären, ob die Ganztagsbetreuung auch kostendeckend zu stemmen sei – was der Träger verneint habe. Daraufhin habe man sich auf die Suche nach einem neuen Kooperationspartner gemacht.

Dass deswegen nun aber allen Mitarbeiterinnen gekündigt wird, davon geht Paeplow nicht aus. Ziel sei es, eine einjährige Übergangsphase in die Wege zu leiten, nach der alle Beteiligten selbst entscheiden können, ob sie weiterhin in der Nachmittagsbetreuung arbeiten wollen. Voraussetzung dafür ist, dass die Gemeinde in diesem Jahr noch einmal das Defizit für das Angebot übernimmt – eine Entscheidung, die der Gemeinderat zu treffen hat. Über das Thema soll das Gremium in seiner nächsten regulären Sitzung am kommenden Montag beraten. Allerdings müsse der Tagesordnungspunkt unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt werden, weil es sich um finanzielle Angelegenheiten handle, die ein Unternehmen direkt beträfen.

Paeplow versicherte den Mitarbeiterinnen aber, er werde sie über etwaige Ergebnisse der Sitzung informieren. Auch werde die Gemeinde die Betroffenen in dieser Phase der Unsicherheit nicht alleine lassen. Der Markt Kirchseeon sei in die künftige Gestaltung der offenen Ganztagsbetreuung durchaus involviert, sicherte Paeplow den Zuschauerinnen in der Sitzung zu. „Wir sehen uns da nicht außen vor.“

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