Mitbewohner gesucht:Miteinander leben, statt jeder für sich

Patrizia Laaf Transition Town Initiative Grafing "Wohnsinn"

Patrizia Laaf, 55, engagiert sich in der Grafinger "Transition Town Initiative" und hofft, dass sich über die "Wohnsinn"-Treffen neue Hausgemeinschaften zwischen Jung und Alt finden.

(Foto: privat)

Patrizia Laaf organisiert in Grafing ein Kennlerntreffen für mögliche Wohngemeinschaften

Interview Von Clara Lipkowski

Die "Transition Town Initiative" Grafing will etwas gegen die Wohnungsnot tun. Patrizia Laaf, 55, hat deswegen "Wohnsinn" ins Leben gerufen. Ziel ist, Menschen, die auf der Suche nach einer Bleibe sind, mit Menschen, die mehr Platz haben, als sie brauchen, zusammenzubringen. An diesem Samstag, 22. September, findet das erste Treffen von 15 bis 17 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Kirche in Grafing statt. Weitere Termine sind für 27. Oktober und 17. November geplant.

SZ: Frau Laaf, auch im Landkreis Ebersberg ist der Wohnungsmangel deutlich zu spüren. Wer hat denn da heutzutage zu viel Wohnraum?

Patrizia Laaf: Viele Ältere, die alleine leben. Sie wollen aber oft nicht mehr für sich sein und haben Lust, Wohnraum zu teilen. Es gibt in Grafing das Projekt "Wahlverwandtschaft", wo junge Familien ältere Menschen kennenlernen können. Das wäre auch für das Wohnen vorstellbar: Junge Familien könnten zu älteren Menschen ziehen und hätten dort einen Ersatzopa oder eine Ersatzoma, die dann nicht mehr einsam wären.

Am Sonntag erwarten Sie etwa 20 Personen. Bei den vielen Menschen, die verzweifelt eine Wohnung suchen - werden da nicht viel mehr Interessenten als Anbieter kommen?

Einige Interessierte vom Grafinger Seniorencafé haben sich schon angekündigt. Aber wie es genau wird, werden wir sehen. Das Treffen ist als Austausch gedacht, um zu schauen, ob jemand zu einem passt. Denn das ist wichtig, damit ein mögliches Zusammenleben nachher klappt. Dann können die Leute miteinander Nummern austauschen. Das soll keine Hoppla-Hopp-Veranstaltung sein.

Sie wollen explizit kein Vermittler sein, führen keine Listen für Wohnungssuchende oder Wohnraumbesitzer. Warum nicht?

Wir wollen keine Daten erheben. Und: Die eigentliche Idee ist, dass die Leute ermuntert werden, sich kennenzulernen und dann selbst aktiv werden. Wir bieten nur den Raum dafür. Ein Szenario könnte neben der jungen Familie und der Ersatzoma auch sein, dass Menschen, die ähnlich alt sind, zueinander finden.

Was bietet dann ihr Angebot für Vorteile gegenüber Angeboten im Internet wie wg-gesucht.de?

Online ist nicht jedermanns Sache. Wohnsinn ist ein Angebot für Menschen, die den persönlichen Austausch vorziehen und sich langsam der Vorstellung eines gemeinsamen Wohnens annähern möchten.

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