Misshandelte Frauen:Der Landkreis Ebersberg bekommt kein eigenes Frauenhaus

Lnadrat Robert NIedergesäß, Jfahresinterview

Ebersbergs Ladrat Robert Niedergesäß sagt, dass sein Landkreis hier nichts mitzuentscheiden hat.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Landrat Robert Niedergesäß setzt weiter auf die Kooperation mit dem Nachbarn.

Von Barbara Mooser und Florian Tempel, Ebersberg

Wenn es darum geht, misshandelten Frauen und ihren Kindern eine Zuflucht zu bieten, setzt der Landkreis Ebersberg weiterhin auf eine Zusammenarbeit mit dem Nachbarlandkreis Erding. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) den Vertrag mit dem Sozialdienst katholischer Frauen München (SkF) als langjährigem Betreiber der Einrichtung aus finanziellen Gründen gekündigt hat.

Was das Handeln seines Erdinger Amtskollegen betrifft, äußert sich der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) zurückhaltend: "Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, mit Landrat Bayerstorfer persönlich darüber zu sprechen, insofern kann ich das Vorgehen nicht beurteilen und bewerten."

Bereits seit 1995 ist der Landkreis Ebersberg über Verträge mit den Landkreisen Erding und Freising verbunden, die beide ein Frauenhaus betreiben. Der Landkreis Ebersberg bezahlt für die Unterbringung der Frauen aus dem Landkreis, die in einem der Häuser Zuflucht suchen. Im Vergangenen Jahr waren das laut Auskunft aus dem Landratsamt etwa 50 000 Euro, die an die Einrichtung in Erding flossen.

Insgesamt betrug der Zuschussbedarf für das Erdinger Frauenhaus im vergangenen Jahr 156 000 Euro, der Erdinger Landrat hatte vom Träger gefordert, die Summe auf 100 000 Euro jährlich abzusenken. Weil dies laut SkF nicht möglich ist, erfolgte nun die Kündigung. Wie jetzt bekannt wurde, soll Bayerstorfer dem SkF aber auch einen seltsamen Vorschlag gemacht haben, um die Zusammenarbeit fortzusetzen:

"Der Landkreis Ebersberg hat hier nicht mitzureden"

"In den Verhandlungen hat er gesagt, dass wir das Frauenhaus weiterführen dürften, wenn wir darauf verzichten, einen Zuschussantrag für die Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt zu stellen", so eine SkF-Sprecherin. Auch diese Stelle wird seit 2010 maßgeblich vom Landkreis Erding finanziert - obwohl Bayerstorfer damals schon Zweifel geäußert hatte, ob eine Interventionsstelle eine Landkreisaufgabe sei, und eine Kostenübernahme dementsprechend sehr skeptisch gesehen hatte.

Mit den Ebersberger Partnern hat der Erdinger Landrat seinen Kurs zum Frauenhaus jedenfalls nicht zuvor besprochen. "Der Landkreis Ebersberg hat hier auch nichts mitzureden, weil er nicht Vertragspartner mit dem Betreiber des Frauenhauses ist", so Niedergesäß. Ihm sei wichtig, "dass für unsere betroffenen Frauen und Kinder zu jeder Zeit ein sicheres Angebot gewährleistet ist, dies ist der Fall".

Alles weitere bezüglich der künftigen Vertragsgestaltungen vom Jahr 2018 an - dann scheidet Freising auch aus eigenem Wunsch aus dem Verbund aus - wolle man zunächst direkt mit dem Landratsamt Erding besprechen und ein entsprechendes Angebot abwarten. Im Anschluss daran soll laut Niedergesäß das Thema in den Kreisgremien behandelt werden. Der Kreis erwägt jedoch nicht, ein eigenes Frauenhaus einzurichten. So etwas stehe derzeit nicht zur Debatte, heißt es aus dem Landratsamt.

Bereits zum Jahresbeginn haben die drei Landräte und ihre Fachleute ein Gespräch über das Thema geführt. Schon damals haben die Landräte aus Ebersberg und Erding vereinbart, dass die beiden Landkreise ihre Kooperation nun verstärken wollen.

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