Mieter gesucht:Studentenbude in Seniorenresidenz

Mieter gesucht: Zentrale Lage, barrierefrei und mit Fußbodenheizung: Auch wenn die Wohnungen komfortabel ausgestattet sind, machen sich Mieter bislang rar.

Zentrale Lage, barrierefrei und mit Fußbodenheizung: Auch wenn die Wohnungen komfortabel ausgestattet sind, machen sich Mieter bislang rar.

(Foto: Christian Endt)

Weil sich die Wohnungen in der Anlage auf der Hohenlindener Abtwiese schlechter vermieten als erhofft, überlegt die Gemeinde, die Zielgruppe auszuweiten

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Alles lief wie am Schnürchen, die Kosten wurden eingehalten und auch der Zeitplan. Und das bei einem doch üppigen Projekt wie dem Bau der seniorengerechneten Wohnanlage auf der Abtwiese in Hohenlinden. Nun strauchelt das ehrgeizige Vorhaben auf der Zielgeraden: Die Fertigstellung der Wohnanlage verzögert sich, der eigentlich für September geplante Eröffnungstermin mit einem Tag der offenen Tür soll nun erst Ende Oktober stattfinden. Das verkündete Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) am Montagabend während der Sitzung des Gemeinderates.

Wenn die Bevölkerung zur Besichtigung eingeladen wird, seien die Arbeiten an den Außenanlagen allerdings auch noch nicht komplett abgeschlossen, so Maurer weiter. Doch das war nicht die einzige unerfreuliche Nachricht. So würden wohl auch die Gesamtkosten zum Finale der 2016 gestarteten Arbeiten nach oben schnellen, der Kostenrahmen soll dennoch weitgehend eingehalten werden, ergänzte Bauingenieur Martin Schallmoser vom beratenden Unterhachinger Büro "Haupt und Partner. "Der Bau ist fast fertig, es wird aber noch einige Zeit dauern, bis wir alle Rechnungen haben und abschließen können", sagte Schallmoser.

Die Gemeinde hat mit dem ambitionierten Bau der Seniorenresidenz die Weichen mit dem Großprojekt in zentraler Lage im Hinblick auf den demografischen Wandel gestellt, doch - nachdem es am Anfang wie am Schnürchen lief - sei nun die Kostenentwicklung im Endspurt eher ernüchternd, ebenso wie die konkrete Nachfrage nach den 24 bis zu drei Zimmer großen und teilweise speziell für Rollstuhlfahrer barrierefrei konzipierten Wohnungen und vier Appartements im Verbindungsgang der beiden Häuser Süd und Nord. Obwohl sich das Gebäude in zentraler Lage genauso wie im Grünen befindet und die Wohnräume von der Fußbodenheizung bis zum Panoramablick über Hohenlinden und auf Sportplatz und Kirchen viel Positives zu bieten habe, sei das Interesse mäßig. Maurer teilte mit, dass derzeit zehn der in Eigenregie über die Gemeindeverwaltung vermarkteten Wohnungen fest vermietet seien, für zwei andere Wohnungen gibt es ernsthafte Interessenten.

Im Hinblick auf mehr als 500 Senioren in der Gemeinde könnte die Nachfrage aber für die in erster Linie für Einheimische konzipierte zukunftsweisende Anlage mit Tiefgarage und Aufzügen wohl noch besser sein. Wer sich von den neuen Mietern am noch Monate dauernden Bau der von Landschaftsarchitekt Max Bauer geplanten Außenanlagen (die wegen Verzögerungen beim Pflastern nicht wie geplant starten konnten) nicht störe, könne bereits von Oktober an in die Seniorenresidenz einziehen, ein Stockwerk wurde der Gemeinde bereits zur Abnahme als einsatzbereit übergeben.

Richtig eingeplant hat die Gemeinde die Mieteinnahmen im über langfristige Kredite geplanten Finanzierungskonzept zwar erst von Januar 2018 an, dann sollte die Auslastung aber stimmen, weswegen Ende Oktober ein Eröffnungsfest mit einem Tag der offenen Tür geplant ist, um potenzielle Mieter für die schmucke Seniorenresidenz zu werben. Ein Termin für den Tag der offenen Tür wird noch bekannt gegeben. Maurer teilte mit, dass, sollten sich dann immer noch nicht mehr Hohenlindener Senioren konkret für eine der restlichen zehn Wohnungen und vier Appartements im Seniorenhaus interessieren, die Gemeinde die Werbetrommel auch in den Nachbargemeinden rühren werde. In Forstern, Pastetten und Buch am Buchrain im Landkreis Erding, mit denen Hohenlinden die Modellstudie "Älter werden auf dem Land" konzipieren ließ, könnten dann die restlichen Mieter gefunden werden.

Auch die Zielgruppe soll nicht mehr auf Senioren beschränkt bleiben, weswegen aus dem ursprünglich geplanten Seniorenhaus zunächst ein Mehrgenerationenhaus werden könnte. Die ursprünglich für Betreuungspersonal geplanten vier Appartements könnten zum Beispiel für Studenten genutzt werden.

Die frühere Einschätzung Schallmosers, dass die geplanten Gesamtkosten des Projekts um etwa sechs Prozent unterschritten werden könnten, sind inzwischen ohnehin nach Problemen mit dem weichen, wenig tragfähigen Untergrund, der als Baugrund schlechter als gedacht war, und den höheren Kosten für die Haustechnik obsolet. Kostensteigerungen gibt es bei den Pflasterarbeiten aufgrund eines Firmenwechsels. Teurer werden auch Entwässerung und Kanalbau, außerdem muss nach einem Wasserschaden in der Tiefgarage ein neuer Aufzug gebaut werden. Immerhin rechnet der Ingenieur dennoch weiter mit einer "Punktlandung" bei den Gesamtkosten.

"Es wird nicht so werden wie beim Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie", versprach Bürgermeister Ludwig Maurer aber dem Gemeinderat. "Es wurde nachhaltig gebaut, die Gesamtsummen können wohl eingehalten werden, aber er gab Verschiebungen und die letzte Rechnung ist ja noch nicht da", sagte Maurer, der auch daran erinnerte, dass inzwischen wegen der Nachfrage im Bausektor die Preise gestiegen seien. Die Gemeinde könne deshalb froh sein, dass die Aufträge vor Baubeginn im Frühjahr 2016 noch zu relativ moderaten Preisen vergeben werden konnten: "Heute wäre so ein Projekt wie das seniorengerechte Wohnen auf der Abtwiese um zehn bis zwanzig Prozent teurer", zog er ein Fazit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: