Süddeutsche Zeitung

Meta Theater Moosach:Weiter Horizont

Die Bühne von Axel Tangerding bietet im Herbst acht sehr unterschiedliche, aber allesamt spannende Veranstaltungen

Von Anja Blum, Moosach

Der Herbst im Meta Theater Moosach wird spannend - so viel steht schon fest. Denn die kleine, feine Bühne von Axel Tangerding wartet wieder mit einem Programm auf, das in seiner Außergewöhnlichkeit und Vielfalt seinesgleichen sucht. Man kann hier ein internationales Zauberspektakel erleben, in die musikalische Welt der Hildegard von Bingen eintauchen, indischen Tempeltanz bestaunen, gedanklich nach Arkadien, den alten Sehnsuchtsort, und in die mongolische Steppe reisen, bei einem "Come-Together-Chor" mitmachen oder einem klassischen Konzert mit Bassetthörnern lauschen. Wer also gerne seinen kulturellen Horizont erweitern möchte, sollte sich das Programm des Meta Theaters jetzt schon mal zu Gemüte führen und die Termine notieren.

Das Thema Arkadien steht gleich zwei Mal im Kalender - sozusagen als Nachbeben zum Arkadien-Festival, das der Kunstverein Anfang des Jahres veranstaltet hatte. Dessen Initiator, der Künstler Peter Kees, stellt am Samstag, 5. Oktober, um 20 Uhr sein Projekt der "arkadischen Quadratmeter" vor: Die idealisierte griechische Landschaft rückt als Symbol für die Sehnsucht nach Glück schlechthin immer wieder ins Blickfeld von Künstlern, Literaten, Philosophen und Politikern, für Kees ist sie ein poetischer Gegenentwurf zur überfeinerten und verderbten Zivilisation. Er hat schon Koffer gesprengt, Geldscheine zerstört und sorgte mit arkadischen Botschaftsgründungen für Verwirrung, sogar Visa gibt er aus. Zudem hat Kees europaweit einzelne Quadratmeter Land besetzt und diese zu arkadischem Hoheitsgebiet erklärt. Nun war er als Botschafter gemeinsam mit dem Fotografen Werner Bauer unterwegs, um zwischen Sizilien und Malta einen Quadratmeter auf dem Mittelmeer zu annektieren. Dabei entstand ein "Roadmovie" über diese künstlerische Aktion, der an dem Abend im Meta Theater Vorpremiere feiern wird.

Gaston Florin, Weltmeister der Zauberkunst, ist im Landkreis längst bestens bekannt, doch nun bringt er zum ersten Mal seine spanischen Freunde mit: Am Donnerstag, 10. Oktober, um 20 Uhr präsentiert der Brucker Die magische Fünf, ein Spektakel außergewöhnlicher Zauberkunst, bei dem man gleich fünf Artisten erleben kann. "Fünf kann weniger als vier sein und mehr als sechs, denn fünf mal lächeln zählt mehr als sechs mal Pech. Besser fünf Lachanfälle als vier Tritte gegen das Schienbein."

Nicht um Zauberei, sondern um Mystik geht's am Samstag, 12. Oktober, um 19 Uhr, da widmen sich die drei Musiker Cornelia Melián, Marika Falk und Ardhi Engl in ihrem Konzert "Visions" den "spiritual songs" der Hildegard von Bingen - zeitgenössisch interpretiert. "Gottes kleine Posaune" blies den Großen ihrer Zeit kräftig den Marsch. Sie war Äbtissin, Autorin von theologischen Werken, Naturwissenschaftlerin und eine der größten geistlichen Autoritäten des mittelalterlichen Europas.

Ebenfalls Cornelia Meliáns Handschrift trägt eine Veranstaltung am Sonntag, 13. Oktober, 11 bis 12.30 Uhr: Die Sängerin, Lebensgefährtin von Tangerding, hat einen Come-Together-Chor initiiert. Eingeladen sind alle Menschen, egal wie alt oder jung, die gerne miteinander musizieren wollen. Es wird ohne Noten gesungen, die Lieder stammen aus unterschiedlichen musikalischen Genres und Regionen.

Aber was wäre das Meta Theater ohne den Austausch mit fremden Kulturen, etwa aus Indien? Monalisa Ghosh gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen der jungen Generation von Odissi-Tänzerinnen, 1998 war sie das erste Mal in Moosach zu Gast. Sie ist international tätig, mit renommierten Preisen ausgezeichnet und eine berufene Lehrerin. Ihre Einrichtung unterstützt einkommensschwache Familien, unterrichtet deren Kinder in authentischem Odissi-Tanz, ungeachtet ihrer Kaste, Herkunft oder Religion. Mit ihrer Kompanie verbindet Monalisa Ghosh klassischen indischen Tempeltanz mit zeitgenössischem Tanz und mit Elementen aus dem indischen Tanztheater. Das Ensemble tritt auf am Samstag, 10. November, um 20 Uhr.

Erneut um das griechische Utopia geht es am Samstag, 23. November, um 20 Uhr bei einem Theaterabend: Gezeigt wird "Arkadia" von Herbert Achternbusch. Darin lässt er dem Denken noch einmal freie Zügel, lässt es treiben bis zur Unverständlichkeit, zur Selbstauflösung, zum Erlöschen des Worts. Das Stück imaginiert eine letzte Reise von Sokrates und seinem Schüler Alkibiades. Das Publikum wird Zeuge eines Denkprozesses, der assoziativ vorgeht und auf die Kraft von Sprache setzt: eine Reise ins Nichts mit Göttern, Denkern, Tieren, Wolken, Flüssen und viel Tee.

"Der Steppe raue Freiheit" heißt das neue Buch von Amelie Schenk, die am Samstag, 30. November, 20 Uhr, in Moosach zu Gast ist. Die Ethnologin und Schamanenforschererin, Schriftstellerin und wissenschaftliche Nomadin erzählt und zeigt ihren Kurzfilm "Taiga-Jäger". Das Thema des Abends: "Geschichten aus der Mongolei, von Wildnis, Lebenswasser, Nomaden und Schamanen".

Unter dem Titel "Beethoven bei uns" steht ein Konzert des Trios Blatt-Art am Samstag, 14. Dezember, um 20 Uhr. Das Ensemble besteht aus den drei Klarinettisten Ulrich Büsing, Aloisia Hurt und David Wolf, auf dem Programm stehen Werke von Beethoven, Mozart, Bach, Bartók und Patrice Sciortino in ganz besonderen Instrumentationen mit dem dunkel gefärbten Bassetthorn. Klar, denn "normal" ist im Meta Theater ja kaum etwas.

Meta Theater, Osteranger 8 in Moosach bei Grafing, erreichbar unter (08091) 35 14 oder info@meta-theater.com.

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Quelle:
SZ vom 20.09.2019
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