Ärger bei Pendlern:Meridian zu überfüllt für Fahrgäste aus Aßling oder Grafing

Ärger bei Pendlern: Kommt man noch in den Zug oder eher nicht? Das ist für die Nutzer des Meridian immer wieder die Frage.

Kommt man noch in den Zug oder eher nicht? Das ist für die Nutzer des Meridian immer wieder die Frage.

(Foto: Christian Endt)

Fehlende Züge, technische Störungen: Seit Monaten läuft es beim Meridian nicht rund. Oft sind die Abteile so überfüllt, dass Passagiere nicht mehr zusteigen können.

Von Manuel Kronenberg, Grafing

Bei so manchem Fahrgast der Regionalzüge setzt inzwischen wohl schon die Resignation ein. Da ist etwa der Pendler Harald Müller aus dem Grafinger Ortsteil Eisendorf. "Ich habe das Gefühl, wir müssen jetzt damit leben, dass es langsam immer schlechter wird." Eine düstere Prognose in einer Situation, bei der sich manche fragen, ob es überhaupt noch schlechter werden kann.

Die Situation ist folgende: Seit Monaten reißen die Probleme beim Zugbetrieb des Meridians, der zur Bayerischen Oberlandbahn GmbH (BOB) gehört, nicht ab. Die Fahrgäste müssen mit Verspätungen, Zugausfällen und verkürzten Zügen rechnen - und weil die Fahrgastinformation nicht funktioniert, bekommen sie oft erst von den Störungen mit, wenn sie schon lange wartend am Bahnsteig stehen.

Mit diesen Problemen haben auch Bahnnutzer aus dem Landkreis zu kämpfen. Besonders betroffen sind Pendler, die etwa in Aßling oder Grafing zu Stoßzeiten in den Meridian Richtung München einsteigen wollen. Müller erzählt, er beobachte, dass pro Woche mindestens zweimal etwas vorfalle, zum Beispiel, dass ein Zug ausfällt oder zu kurz ist. Wenn der Zug kürzer ist als eigentlich geplant, komme es vor, dass schon so viele Menschen darin seien, dass man nicht mehr dazu steigen könne.

Müller fährt täglich zur Arbeit nach Starnberg. Wenn er von Eisendorf erst zum Bahnhof in Grafing fährt, kann er noch auf die S-Bahn ausweichen. Manchmal fahre er aber auch zum genauso nahe gelegenen Bahnhof in Aßling, sagt er. Die Leute, die dort in den Zug steigen möchten, haben keine Alternative, wenn der Zug ausfällt oder zu voll ist.

Akuter Zugmangel

Unter anderem ist ein akuter Fahrzeugmangel Grund für die Probleme. Von den 35 Meridian-Zügen fehlten zeitweise bis zu sieben Fahrzeuge. BOB-Sprecher Christian Raabe sagt, dies sei allein auf witterungsbedingte Störungen zurückzuführen. Hinzu kommt, dass immer wieder technische Störungen auftreten, die zu Bremsungen und in der Folge zu Verspätungen führen. Die Ursachen hierfür konnten bislang nicht geklärt werden. Raabe dazu: "Eine Prognose zur Behebung der Störung können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht geben." Momentan arbeite man aber hart daran, beide Probleme in den Griff zu bekommen, versichert er.

Platz neun im Qualitätsranking

Wenn es nicht gerade um die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit geht, steht der Meridian gut da: Darauf lässt jedenfalls das Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) für das Jahr 2018 schließen. Der Meridian steht dabei unter 29 Regionalbahnlinien auf Platz neun. "Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Kompetenz der Zugbegleiter besser bewertet. Auch die Fahrgastinformation im Zug und die Sauberkeit des Zuges außen erhielten bessere Noten. Die Sauberkeit im Zug wurde gegenüber 2017 schlechter bewertet. Aus Sicht der Fahrgäste kann zudem der Service bei Beschwerden verbessert werden", heißt es in einer Beurteilung der Eisenbahngesellschaft, die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert. Im Rahmen ihres Qualitätsmesssystems beurteilt die BEG unter anderem Qualitätskriterien wie die Sauberkeit der Züge, die Fahrgastinformation und die Serviceorientierung der Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Die Südostbayernbahn - dazu gehört auch der Filzenexpress - ist im aktuellen Ranking von Platz zehn auf Platz 13 abgerutscht. "Im Vergleich zu 2017 hat sich die Funktionsfähigkeit der Ausstattung etwas verschlechtert. Hier gab es Probleme mit den Innentüren und der WC-Ausstattung. Gegenüber dem Vorjahr wurde zudem die Fahrgastinformation im Zug schlechter bewertet. Die Sauberkeit des Zuges wurde von den Fahrgästen besser bewertet als noch 2017", heißt es im aktuellen Bericht der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. SZ

Auf den Bahnsteigen ist davon noch nichts zu spüren, wie Müller erzählt. Für eine andere Pendlerin aus Grafing ist da längst eine Grenze überschritten. "Ich traue mich schon gar nicht mehr, morgens zu dem Zug zu fahren", sagt sie. Man könne sich ja nicht sicher sein, ob man mitfahren kann. Wie Müller erzählt sie: Wenn der Zug verkürzt ankomme, sei er teilweise so voll, dass es unmöglich sei, noch dazu zu steigen. "Ich möchte in der Früh nicht immer diesen Nahkampf haben."

Die Grafingerin muss jeden Tag nach München zur Arbeit. Sie pendelt seit 25 Jahren. Mittlerweile probiert sie schon gar nicht mehr, den Meridian zu nehmen, sondern nutzt gleich die S-Bahn. Die brauche allerdings viel länger, sagt die Pendlerin. Sie und Müller berichten, dass sie - wie auch viele andere ihrer Mitfahrer - sich schon an die BOB gewandt haben. "Wir armen Pendler wissen gar nicht, was wir machen sollen", sagt die Grafingerin. Jeder schreibe E-Mails, aber das Problem werde nicht gelöst. "Es geht mir gar nicht ums Beschweren. Ich will wissen, wann ich wieder mit dem Zug fahren kann."

Etwas Geduld müssen die Fahrgäste allerdings wohl noch mitbringen. Doch eine Besserung ist laut Raabe schon in Sicht. Bei der BOB hoffe man, schnellstmöglich wieder alle Fahrzeuge im Einsatz zu haben. Spätestens werde dies Ende März bis Anfang April der Fall sein, so Raabe. Dann werde man zwei Ersatzfahrzeuge einbringen. "Zu diesem Zeitpunkt wird sich die Lage allerspätestens stabilisiert haben." Doch bis dahin müssen sich Müller, die Pendlerin aus Grafing und alle anderen Bahnnutzer aus dem Landkreis jedenfalls erst einmal gedulden.

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