Menschen, Tiere, Sensationen:Wo ist Walter?

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Eine Jubiläumsausstellung im Rathaus führt durch 70 Jahre Ebersberger Volksfest - mit Wimmelbildern und anderen Fotos

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Alle Ebersberger, die auf den Namen "Walter" hören - aufgepasst! Gut möglich, dass sie ab sofort Bestandteil des berühmten Wimmelbildsuchspiels "Wo ist Walter?" mit einer ganz neuen Aufmachung sind: Denn von Freitag an sind in den Gängen des Ebersberger Rathauses im zweiten Stock Fotografien aus 70 Jahren Ebersberger Volksfest zu bestaunen. Zu sehen sind allerlei alte Schwarz-Weiß-Bilder von vergangenen Festumzügen, Schafkopfrennen, Umbauarbeiten und vielem mehr.

Als Otto von Feury, damals Bezirksobmann des Bayerischen Bauernverbands, 1948 den Wunsch nach einem Ebersberger Fest hatte, war nicht absehbar, dass dies der Anfang einer langen Tradition werden sollte. "Er wollte, dass die Leute wieder Spaß haben", erzählt Josef Riedl, Vorsitzender des Ebersberger Volksfestvereins und Organisator der Ausstellung.

Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand Spaß noch lange nicht auf der Tagesordnung, auch nicht bei den Ebersbergern. Otto von Feury wollte den Menschen aber wieder etwas Normalität zurückgeben. Und so feierte man am 2. Oktober 1948, einem Samstag, den "Bauerntag Ebersberg", der trotz seines Namens drei Tage dauern sollte. Am ersten Tag strömten 20 000 Besucher auf den Platz, wo bis heute das Volksfest stattfindet. "Damals hatte Ebersberg nur 4000 Einwohner", sagt Riedl. "Das muss man sich einmal vorstellen!" Der große Besucherandrang übte auf die Veranstalter jedenfalls einen solchen Druck aus, dass sie das Fest um eine Woche bis zum 10. Oktober verlängerten.

Die Ausstellung im Ebersberger Rathaus führt durch die vergangenen 70 Jahre, die es das Volksfest mittlerweile schon gibt. (Foto: Christian Endt)

Gut so, denn andernfalls wären bestimmt nicht so viele Fotografien entstanden, die nun im Rathaus ausgestellt sind. Fast alle der Bilder stammen aus privaten Fotoalben, aber auch das Durchforsten alter Zeitungen brachte einige Schmuckstücke zum Vorschein. Ein ziemlicher Aufwand war das alles. Schon vor einem halben Jahr hat Josef Riedl, Dritter Bürgermeister, mit den Arbeiten an der Ausstellung begonnen.

Eines der Fotos, das Riedl noch immer zum Lachen bringt, ist das eines Ochsen - eines ganz besonderen: In den frühen Jahren des Volksfestes war ein Ochsenrennen ein beliebter Höhepunkt bei den Besuchern. Kein Wunder, bei solchen Kuriositäten: "Zwei Männer verkleideten sich als Ochse und machten bei dem Rennen mit", erzählt Riedl. Wenn man so will, war das gar nicht das Kuriose - die Geschichte geht noch weiter: Der "Männer-Ochse" gewann den dritten Platz! Die Freude über den Erfolg hielt aber nicht lange, denn die Jury disqualifizierte das "Tier" nachträglich. Aber ein Foto von dieser Anekdote ist geblieben. Es ist Teil der Ausstellung.

So rosig wie damals stand es um das Volksfest aber nicht immer. Vor allem in den Jahren nach der Jahrtausendwende nahmen die Besucherzahlen rapide ab. So sehr, dass das Fest kurz vor dem Aus stand. Für Josef Riedl, 1956 geboren, war das aber keine Option. "Ich gehe auf das Volksfest, seitdem ich ein kleiner Bub bin!", sagt er. Dort treffe man alte und neue Gesichter, dort habe man Spaß, dort schmecke das Essen gut, dort sei das Bier günstig - im ersten Jahr gab es die Mass für 90 Pfennig, in diesem Jahr immerhin für 8,30 Euro. All das, was das Volksfest bietet, sollten die Ebersberger wieder sehen und nutzen.

Ein wahres Wimmelbild: Viele werden wohl das eine oder andere bekannte Ebersberger Gesicht auf den Fotos entdecken. (Foto: Christian Endt)

Das tun sie seit einigen Jahren mehr denn je: 1350 Mitglieder hat der Volksfestverein mittlerweile. Vor knapp zehn Jahren waren es lediglich zwischen zwölf und 24. Riedl, der Zweite Vereinsvorsitzende Ernst Zimmermann und Festwirt Martin Lohmeyer haben sich viel einfallen lassen, um neue Mitglieder zu werben und damit die Finanzierung des Festes zu garantieren. "Wir haben ein neues "Wir"-Gefühl geschaffen", sagt Riedl. Zum Beispiel, indem jedes Mitglied sein Bier im Festzelt in einem extra angefertigten Steinkrug serviert bekommt. Oder durch die Mitgliederversammlung, bei der stets für eine ordentliche Brotzeit und Bier gesorgt ist. Das Schöne: Jeder ab 18 Jahren kann gegen einen Beitrag von jährlich 20 Euro dazugehören!

Jubiläumsausstellung zu 70 Jahren Ebersberger Volksfest vom 27. Juli bis 20. August im Rathaus, zweiter Stock, geöffnet montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. Vernissage am 26. Juli um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Volksfest findet vom 10. bis 20. August statt

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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