Gesundheitsamt warnt:Dritter Meningokokken-Fall im Landkreis Ebersberg

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Eine 56-jährige Frau kommt in Kontakt mit einer Infizierten und erkrankt schwer. Das Ebersberger Gesundheitsamt spricht nun erstmals eine Impfempfehlung aus.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Im Landkreis Ebersberg ist innerhalb weniger Wochen eine dritte Infektion mit Meningokokken aufgetreten. In der vergangenen Woche erkrankte eine 56-jährige Frau aus dem südlichen Landkreis, wie Hermann Büchner, Chef des Ebersberger Gesundheitsamtes, auf Anfrage bestätigte. Es handle sich auch hier um ein ähnlich dramatisches Krankheitsbild wie bei den ersten beiden Fällen.

Ende März waren zwei 19-jährige Frauen an Meningokokken erkrankt, bei einer von ihnen mussten aufgrund von Gefäßverstopfungen beide Unterschenkel amputiert werden. In allen drei Fällen kam es zum Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom, einer schlimmen Sepsis, bei der bakterielle Giftstoffe eine erhöhte Blutgerinnung verursachen, wodurch Gefäße verstopfen und Gewebe abstirbt.

Die neue Infektion wurde in der Kreisklinik Ebersberg diagnostiziert, mittlerweile wird die Frau in einer Münchner Klinik behandelt. Ungeklärt ist, wie sich die Frau angesteckt hat. Denn sie hatte zwar nach Angaben Büchners Kontakt mit einer der beiden kranken jungen Frauen, allerdings schon vor zwei Monaten. In der Regel beträgt die Inkubationszeit drei bis vier Tage, maximal aber eine Woche.

Eine öffentliche Impfempfehlung hat es im Kreis Ebersberg noch nie gegeben

Weil es sich aber um den selben Erregertyp wie bei den ersten Fällen, Meningokokken der Serogruppe C, handelt, liegt ein Zusammenhang nahe. Er befürchte, so Büchner, dass es eine oder zwei Personen geben könnte, die im Nasen-Rachenraum den Erreger in sich tragen, daran aber selbst nicht erkranken. Weitergeben können sie die Krankheit aber dennoch. Die Ansteckung mit Meningokokken erfolgt in der Regel von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion.

Nach Angaben des Fachmanns vom Gesundheitsamt hatte die 56-Jährige nach dem Bekanntwerden der ersten beiden Fälle sogar prophylaktisch ein Antibiotikum gegen Meningokokken eingenommen, wie es allen Kontaktpersonen der Erkrankten empfohlen worden war. Der Erreger habe auch auf das empfohlene Antibiotikum reagiert. Allerdings biete ein derartiges Mittel eben nicht dauerhaften Schutz, so Büchner, dies sei nur durch eine Impfung möglich. Entsprechend lautet auch seine Empfehlung: dass sich nun möglichst viele Menschen, insbesondere die, die mit einer der Erkrankten Kontakt hatten, impfen lassen.

Damit geht Büchner nach eigenen Angaben über das hinaus, was die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, diese rät vor allem zu einer Impfung gegen Meningokokken im Kleinkindalter, für Erwachsene wird in der Regel keine Impfung empfohlen. Das bedeutet auch, dass die Krankenkassen meist die Kosten dafür nicht übernehmen. Er sei aber nun in Kontakt mit seinen vorgesetzten Behörden, so Büchner, die mit den Krankenkassen in einem solchen Fall eine Sonderregelung aushandeln könnten: "Es wäre wichtig aus meiner Sicht."

Eine öffentliche Impfempfehlung, wie sie Büchner nun für sinnvoll hielte, hat es bisher im Landkreis noch nie gegeben. Allerdings ist auch die derzeitige Häufung von Fällen sehr ungewöhnlich, vor den aktuellen Erkrankungen hatte es nur drei Fälle innerhalb von zehn Jahren gegeben.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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