Mein Malerwinkel:Einmalige Ergebnisse

Eugenie Meyden aus Forstinning liebt die Waldeinsamkeit

Von Rita Baedeker, Forstinning

Eugenie Meyden (Foto: Endt) hat eine innige Beziehung zum Wald. Stundenlang ist sie im südlichen Ebersberger Forst mit Stühlchen und Staffelei unterwegs. Im Rucksack stecken Farbkasten, Wasserflasche, Tücher zum Abtupfen, Pinsel, eine Malunterlage aus Styropor, auf der das Papier mit einem Klebestreifen befestigt ist, damit der Wind es nicht fortweht. Statt eines Malerkittels trägt sie alte Jeans, dicke Socken, Hut und feste Schuhe. Auch eine Brotzeit hat sie immer dabei - Müsliriegel, Landjäger, Weißweinschorle.

Ihr Plätzchen sucht sich die Malerin dem Wetter und der Jahreszeit entsprechend. "Manchmal im Sommer ist der Wald eine grüne Hölle", sagt Meyden. Sie kennt den Wald wie ihre Westentasche, kennt verborgene Plätze, etwa den mit Schilf umstandenen Antoni-Weiher mit seinen Seerosen mitten im Wald. Wenn sie nach einer kleinen Wanderung ihren Platz gefunden hat, dann schaut sie sich um: Meist ergebe sich das Motiv ganz schnell. Manchmal kombiniere sie auch mehrere Motive. "Niemand verlangt ja von mir eine korrekte Waldszene", sagt sie und lacht.

Mein Malerwinkel: Ebersberg Redaktion Ausstellung Eugenie Meyden, Federspiele

Ebersberg Redaktion Ausstellung Eugenie Meyden, Federspiele

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

In einem Fall allerdings ist das Motiv, das sich ihr im besten Sinne aufgedrängt hat, sofort erkennbar: Es ist die mindestens 250 Jahre alte Buche im Dillis-Geräumt. Seit sie diesem Baum begegnet ist, begleitet er ihr Leben. Und das kam so: "An einem Sommertag, bei wackeligem Wetter, wollte ich raus an die frische Luft. Ich war, ehrlich gesagt, ganz schlechter Laune und da hilft bei mir am besten ein Waldspaziergang." Als sie allerdings gerade weit vom Auto entfernt war, sei ein "Regenschüttler" gekommen. Einen Schirm hatte sie nicht dabei. Also sei sie unter den nächsten Baum gespurtet, "draußen rauschte der Regen, drinnen tropfte es nur." "Als ich unter dem Laubdach heraustrat, habe ich mir angeschaut, wer mir da doch ganz ordentlichen Schutz geboten hat. Und da habe ich die Schönheit dieser alten Buche erlebt, frisch geduscht vor heller werdendem Himmel, das war eine besondere Stimmung. Wie mächtig, Ehrfrucht einflößend sie vor mir stand." Meydens nächster Gedanke war: "Die musst du malen!" Bei nächster Gelegenheit packte sie die Malsachen und ging in den Wald.

Die Geschichte ist damit jedoch noch nicht zu Ende. Als Eugenie Meyden das fertige Aquarell später im Loher-Haus in Anzing ausstellte, habe sie es an eine Stelle gehängt, an der es nicht sehr aufgefallen sei. "Ich wollte nicht, dass jemand das Bild kauft." Genau das geschah dann aber doch. Eine Besucherin, die in Paris lebt, fühlte sich durch das Buchenmotiv an ihre Kindheit in Forstinning und die Radtouren im Wald erinnert. "Schließlich hat die Mutter es erworben, um es ihr zu schenken, weil diese in der Großstadt den Wald so sehr vermisst. Jetzt hat mein Bild einen Platz in einem Pariser Damensalon, und die Besitzerin hat ihre Freude daran, dabei wollte ich es doch nie hergeben."

Buche von Eugenie Meyden

Ein Baumriese als Schutzengel: Die Buche im Dillis-Geräumt im Ebersberger Forst bot der Malerin Obdach.

(Foto: privat)

Nun geht Meyden ihre Buche eben immer wieder mal besuchen. Damals im Sommer habe der Laubbaum noch zwei starke Äste gehabt, die er ausgebreitet habe wie Arme. Doch vergangenen Winter sei der rechte Arm abgebrochen. Ihre Erfahrung: "Ein Motiv erschließt sich durch intensives und wiederholtes Anschauen." Das Malen in freier Natur hat daher für sie seinen besonderen Reiz. Aquarellfarben reagierten empfindlich auf Luftdruck, Temperatur und Feuchtigkeit. "Das Ergebnis ist immer absolut einmalig. Wer das kennt, kann davon nicht lassen."

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