Mein Lieblingsstück:Bildnis der Mutter

Mein Lieblingsstück: Ebersberg Antje Berberich mit Ihrem Lieblingsstück, Bild ihrer Mutter

Ebersberg Antje Berberich mit Ihrem Lieblingsstück, Bild ihrer Mutter

(Foto: Christian Endt)

Für Galeristin Antje Berberich ist Weihnachten ein Familienfest

Die Adventszeit ist auch eine Zeit der Rituale und Traditionen. Wir haben für unsere Serie "Mein Lieblingsstück" Menschen gefragt, welches weihnachtliche Accessoire bei ihnen nicht fehlen darf:

Als Antje Berberich , Archivarin und Galeristin des Ebersberger Rathauses, mit Anfang 30 aus Siebenbürgen aussiedelte, musste sie allen Besitz hinter sich lassen. Wichtige Dinge deponierte die Familie daher auf dem Speicher eines Pfarrhauses, darunter ihre Ahnengalerie und Erinnerungsstücke aus der Kindheit, zum Beispiel eine wertvolle Käthe-Kruse-Puppe. "Das war meine liebste, ich hatte sie mit etwa vier Jahren zu Weihnachten bekommen", erzählt Berberich.

Überhaupt sei der Heilige Abend damals stets etwas ganz Besonderes gewesen: Man habe in der Großfamilie gefeiert, mit einer ganzen Schar Kinder, einem riesigen Baum und opulentem Mahl: "Es gab immer Siebenbürgische Bratwürste mit Sauerkraut." Ganz eindrücklich erinnert sich Berberich noch an jenen Abend, als es den Kindern gelang, trotz aller Verbote bereits vor der Zeit einen Blick auf den geschmückten Baum zu erhaschen. "Wir wurden erwischt - und bestraft: Als sich die Tür offiziell öffnete, waren plötzlich der ganze Baum und die Geschenke weg! Das hat wirklich gesessen."

Die Hauptperson in der Familie, vor allem an Weihnachten, war für Antje Berberich die Mutter. Umso glücklicher ist die Ebersbergerin, dass sie nun zumindest noch ein Bildnis von ihr zur Verfügung hat - denn selbst das ist keine Selbstverständlichkeit: Als nämlich Berberich einige Jahre später noch einmal nach Kronstadt reiste, um den Speicher des Pfarrhauses in Augenschein zu nehmen, war der Pfarrer fort, der Speicher aufgebrochen und weitgehend geplündert. Die Lieblingspuppe war unauffindbar, ebenso die in vergoldeten Rahmen gefassten Kinderporträts von Berberich selbst und ihrer Schwester. "Ein großer Trost war nur, dass ich in der äußersten Ecke die Bildnisse meiner Mutter sowie meines Urgroßvaters entdeckte." Allerdings trugen diese beiden Werke die Signaturen bedeutender siebenbürgischer Künstler, hätten also als "rumänisches" National-Kulturgut die Grenze nicht passieren dürfen. "Die einzige Möglichkeit war, einen damals allseits bewährten Trick anzuwenden: einen Beamten mit sehnlichst begehrter Mangelware - mit Kaffeebohnen und Nylonstrümpfen - zu bestechen", erzählt die Galeristin. Die Rechnung ging auf: Mutter und Uropa bekamen einen ehrenvollen Platz in Berberichs Heim, und sind seitdem ein wichtiger Teil eines jeden Weihnachtsfestes.

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