Mehr Honorar:Ärzte drohen mit Streik

Auch in Ebersberg wollen sich die Mediziner beteiligen und ihre Praxen geschlossen halten

Valerie Schönian

Auch im Landkreis kann es nach Einschätzung des Vorsitzenden des Ärztlichen Kreisverbandes Ebersberg, Dr. Werner Klein, in den nächsten Wochen zu Praxisschließungen kommen. Die niedergelassene Ärzteschaft in Deutschland droht nach gescheiterten Verhandlungen mit dem Spitzenverband der ärztlichen Krankenkassen (GKV) mit Streik.

Am Montag hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Verhandlungen mit dem GKV abgebrochen, da sich die Krankenkassen "kompromisslos" gezeigt hätten. Wie aus einer Mittelung der Allianz deutscher Ärzteverbände am Montag hervor geht, sollen ab nächster Woche "erste harte Maßnahmen" gegen die Kassen ergriffen werden. Außerdem soll es bis zum nächsten Mittwoch eine Urabstimmung unter den Ärzten über Streiks geben.

Im Landkreis gibt es etwa 170 niedergelassene Ärzte, die davon betroffen sein könnten, so Klein. Streik hieße, dass sie "vermehrt Urlaub nehmen oder ihre Praxis komplett schließen", sagte der Neurologe.

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) unterstützt die Proteste. Augenscheinlich habe es in den letzten Jahren für Ärzte Nullrunden bei den Honorarverhandlungen gegeben, "aber de Facto wurden die ärztlichen Leistungen durch Inflation und Konjunkturentwicklung in den letzten Jahren abgewertet", erklärt Kirsten Warweg, Pressesprecherin der KVB. Das Ziel der Proteste sei nicht, die Kassen ausbluten zu lassen, sondern eine rechtmäßige Honorierung für die Leistungen. Mittlerweile bekämen niedergelassene Ärzte ein Drittel ihrer Leistungen nicht bezahlt, sagte Klein. Daraus entstehe nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein Motivationsproblem, seine Arbeit zu erledigen. Ziel der KBV ist eine Honorarsteigerung von elf Prozent, vergangenen Donnerstag hatte sich der Schlichterspruch in den Verhandlungen auf lediglich 0,9 Prozent festgelegt. Das sei laut Warweg und Klein diffamierend. "Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Entscheid ein Katalysator für den ersten bundesweiten Ärztestreik ist", sagte der Neurologe.

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