Mehr Geld für Erzieher:Die Preisschraube dreht sich

Nachdem München im Oktober eine Zulage für Kita-Erzieherinnen eingeführt hat, ziehen nun erste Träger im Landkreis Ebersberg nach. Andere dagegen verzichten bewusst auf eine Zuzahlung.

Von Wieland Bögel

Die von der Stadt München im Oktober eingeführte Arbeitsmarktzulage für Erzieher in Kindertagesstätten wirkt sich nun auch auf den Landkreis Ebersberg aus. In Vaterstetten haben bereits die ersten Träger nachgezogen und werden ihrem Personal ebenfalls einen Zuschlag zahlen. Außerdem beantragten sie bei der Gemeinde, sich an der Zulage zu beteiligen. In anderen Kommunen des Landkreises ist die Arbeitsmarktzulage bisher zwar noch kein Thema, in einigen Rathäusern geht man aber davon aus, dass sich das bald ändern wird.

Am kommenden Donnerstag, 4. Dezember, wird der Vaterstettener Gemeinderat darüber entscheiden, ob die Kommune zwei Kita-Trägern, der Diakonie und dem Katharina-von-Bora-Kindergarten, Zuschüsse gewährt. Diese sollen in Form von Arbeitsmarktzulagen an die Angestellten der Kitas weitergegeben werden. Ob die Gemeinde aber wirklich zahlt, ist noch unklar.

Seitens der Verwaltung werde man dem Gemeinderat jedenfalls die Ablehnung des Antrages empfehlen, sagt Götz Beckenbauer, Hauptamtsleiter und im Vaterstettener Rathaus zuständig für die Kinderbetreuung. Grund dafür ist, dass die Gemeinde grundsätzlich keine Zuschüsse für Personalkosten übernimmt, das hatte der Gemeinderat bereits vor einigen Jahren beschlossen. Daran wolle man festhalten, sagt Beckenbauer.

Ein weiterer Grund, der aus seiner Sicht für eine Ablehnung des Träger-Antrags spricht, ist, dass nicht alle Betreiber von Kindertagesstätten in der Großgemeinde einen Zulagen-Zuschuss beantragt haben. Falls einige Träger dennoch einen solchen Zuschuss zahlen würden - laut Tarifrecht sind maximal 20 Prozent des Grundgehaltes möglich -, würden die Zusatzkosten wohl zunächst über die Elterngebühren finanziert werden müssen.

Dass die Gemeinde auf Dauer um eine Beteiligung an der Arbeitsmarktzulage für Erzieherinnen herumkommt, möchte auch Beckenbauer nicht beschwören. Zunächst einmal werde man sich mit allen Kita-Trägern im Gemeindegebiet darüber beraten, wer überhaupt die Zulage einführen will und wie eine Beteiligung Vaterstettens, das selbst keine Betreuungseinrichtungen betreibt, aussehen könnte. "Auf lange Sicht, werden wir uns dem wohl nicht entziehen können", sagt Beckenbauer. Dazu sei die Konkurrenz um Kita-Erzieher im Großraum München einfach zu groß.

Das erwartet auch Annemarie Pfleger, Leiterin der Abteilung Familie und Kultur im Ebersberger Rathaus. Zwar gebe es in der Kreisstadt derzeit noch keine Anträge von Kita-Trägern auf städtische Beteiligung an der Arbeitsmarktzulage, denn die Träger in Ebersberg haben eine solche noch nicht eingeführt. Pfleger geht aber davon aus, dass das früher oder später der Fall sein könnte. Bei einigen Trägern werde schon über die Zulage nachgedacht, kategorisch ausgeschlossen habe sie kein Kita-Betreiber. "Auch wir sind Teil des Verdichtungsraumes München, da gibt es diese Konkurrenzsituation", sagt Pfleger.

In der Nachbarstadt Grafing ist davon allerdings wenig zu spüren, sagt Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne). Bislang habe sich noch kein Träger mit der Bitte um Beteiligung an der Arbeitsmarktzulage ans Rathaus gewandt. Ihres Wissens nach gibt es in der Stadt derzeit auch keine Kindertagesstätte, in der die Zulage bezahlt werde. Ähnlich stellt sich die Situation in Poing dar: Nach Auskunft von Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) gibt es dort im Moment weder Kitas, die die Zulage zahlen, noch Anfragen an die Gemeinde auf eine Beteiligung.

In Markt Schwaben haben die Träger sogar ausdrücklich erklärt, auf die Zulage verzichten zu wollen, sagt Bürgermeister Georg Hohmann: "Sie sagten, das brauche es nicht, weil die Arbeitsbedingungen so gut und die Leute hier zufrieden seien." Ohnehin sei es für eine Erzieherin, die bereits in Markt Schwaben wohne, unwirtschaftlich, für ein paar Euro mehr jeden Tag nach München zu fahren. Die Konkurrenzsituation um Erzieherinnen, da ist sich Hohmann sicher, werde man letztendlich anderweitig lösen müssen: "Ob die Zulage wirklich etwas bringt, das muss sich erst zeigen."

Weniger skeptisch als Hohmann sind die Gemeinden im Landkreis München. Seit die Landeshauptstadt vor knapp zwei Monaten die Arbeitsmarktzulage eingeführt hat, haben 15 Münchner Landkreiskommunen nachgezogen. Erst in der vergangenen Woche führten Grasbrunn, Grünwald und Taufkirchen die Zulage ein. Am weitesten geht Grasbrunn, dort sollen neben Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen auch Büro- und Verwaltungsangestellte in den Kindertagesstätten einen Gehaltsbonus bekommen.

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