Medizin:Kinderkriegen mit Wohlfühl-Faktor

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Warme Farben für die Frauen, Snackbar für die Männer: Die Kreisklinik hat die Geburtsstation innenarchitektonisch neu gestaltet

Von Carolin Fries, Ebersberg

Während der Wehen vom Ebersberger Aussichtsturm über grüne Wiesen hinunter in Richtung Klostersee spazieren? Das können Frauen ab sofort in der Ebersberger Kreisklinik. Denn dort hat das Team um Cornelia Höß die Wehenzimmer und Kreißsäle "etwas aufgehübscht", wie die Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe die Neugestaltung bei der offiziellen Einweihung nennt. Ziel des innenarchitektonischen Konzepts sei es, den werdenden Eltern eine noch entspanntere, angenehmere Umgebung zu bieten. "Nicht nach Medizin und Krankenhaus", solle die Station aussehen. "Hier sollen sich die Leute wohlfühlen", so Höß.

Ins rechte Licht rückt Chefärztin Cornelia Höß die Geburtshilfe an der Kreisklinik mit einer Neugestaltung. Landrat Robert Niedergesäß staunt. (Foto: Endt)

Wer nun den Kreißsaal betritt, wird von Hermann Hesses Zeile "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" begrüßt, in heller Schrift auf roter Wand. Ein Rotton, der die gynäkologische Abteilung viel Zeit und Kraft gekostet hat, wie Höß erzählt. Doch nicht umsonst: Nun kommt er sowohl kräftig als auch irgendwie sanft daher. Im Eingangsbereich stehen außerdem zwei cremefarbene Sessel und hinter Glas eine Figur der heiligen Anna selbdritt mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind auf dem Arm. Während sich der Rotton durch den Gang zieht, hat jedes Zimmer eine eigene Farbe bekommen. Den großen Kreißsaal mit der Gebärwanne dominieren warme Gelbtöne, der kleinere Kreißsaal ist in Lavendelfarben gestrichen und das Wehenzimmer hellgrün. Doch allein bei einem neuen Anstrich ist es nicht geblieben. Cornelia Höß hat die Räume zusammen mit der Münchner Fotografin Nanni Schiffl-Deiler und dem Grafikdesigner Jorge Schmidt neu gestaltet: Mit Liegesesseln und einer Art Snackbar für die werdenden Väter, einem geschwungenen Regalbord für frische Blumen und Infomaterial, farblich passenden Kissen in den jeweiligen Räumen und vor allem - passenden Fotografien. Auf die Frage, welchen Blumen sie selbst denn liebe, antwortete Cornelia Höß der Fotografin: Pfingstrosen. Schiffl-Deiler fertigte daraufhin zwei Triptychons der Blüte. Für sie eine passende Wahl, stehe die Pfingstrose doch für Geborgenheit und mütterliche Liebe. Für das Wehenzimmer wollte man ein Bild in Grüntönen, das den Frühling in Ebersberg einfängt und entschied sich letztlich für ein Panorama, das den Blick vom Waldmuseum bis zur Kirche Sankt Sebastian zeigt.

Ins rechte Licht rückt Chefärztin Cornelia Höß die Geburtshilfe an der Kreisklinik mit einer Neugestaltung. Landrat Robert Niedergesäß staunt. (Foto: Endt)

"Die Atmosphäre war schon immer nett", sagt Cornelia Höß bei der Präsentation. Nun aber habe Ebersberg einen "Wohlfühl-Kreißsaal", wie Landrat Robert Niedergesäß meint. Er berichtet von den Geburten seiner beiden Kinder - "einmal lang und einmal recht kurz" - und von den ersten großen Momenten des Vaterseins im Kreißsaal. "Auf Ihre Art und Weise drücken Sie der Klinik ihren Stempel auf", sagt er zu Höß, die die Abteilung seit 16 Jahren leitet. "Ich bin stolz, hier Aufsichtsrat sein zu dürfen."

Leonhard Schneider, ärztlicher Leiter der Klinik, erinnert an die Anfänge der Gynäkologie in Ebersberg vor 40 Jahren: Oskar Bergauer, heute Vorsitzender des Hospizvereins, habe die Station damals am Kreiskrankenhaus etabliert. Seither habe sich freilich viel verändert. "Heute sind wir kein Krankenhaus mehr, sondern ein Gesundheitszentrum", so Schneider. Eines, in dem zuletzt jedes Jahr zwischen 500 und 600 Kinder das Licht der Welt erblicken. "In diesem Jahr steuern wir auf einen Rekord hin", gibt Niedergesäß stolz bekannt. Sind 2013 genau 543 Kinder in Ebersberg auf die Welt gekommen, seien heuer bereits in den ersten acht Monaten rund 400 Babys in der Kreisstadt geboren worden. Gut möglich, dass sich nun noch mehr werdende Mütter von der Kreisklinik angesprochen fühlen.

© SZ vom 09.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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