Massiver Widerstand:Bürgerprotest verhindert Biogasanlage

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Die geplante Biogasanlage stößt in Markt Schwaben auf massiven Widerstand. Nun sucht die Gemeinde nach einem alternativen Standort - und ist auch bereits fündig geworden.

Karin Kampwerth

Massiver Bürgerprotest hat in Markt Schwaben verhindert, dass eine Biogasanlage am geplanten Standort errichtet wird. Die Gemeindeverwaltung will nun in Übereinstimmung mit dem Investor auf einem anderen, weiter von der Wohnbebauung entfernt liegenden Grundstück planen. Markt Schwabens Bürgermeister Bernhard Winter (SPD) bestätigte der SZ, dass bereits ein neues Areal gefunden wurde, auf dem mit weniger Beeinträchtigung für die Bürger gerechnet wird.

Biogasanlage in Hermannsdorf: Die Energie ist sauber, doch Anwohner klagen häufig über Geruchsbelästigung. Das führte in Markt Schwaben zu einem massiven Bürgerprotest. (Foto: region.ebe)

Diese hatten insbesondere eine Geruchsbelästigung befürchtet, aber auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch die Anlieferung. Geplant war die Biogasanlage ursprünglich auf einer Wiese hinter dem Übungsplatz der Ballsportgemeinschaft (BSG) Markt Schwaben am Ortsausgang Finsinger Straße. Daraufhin hatten die Anwohner in der angrenzenden Siedlung ihren Unmut unmissverständlich kundgetan: In einem Schreiben an alle Gemeinderäte drohten sie damit, eine Bürgerinitiative gegen die Anlage zu gründen und "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" zu versuchen, die Anlage zu verhindern.

Aufgrund des massiven Widerstandes hatte die Gemeinde das Gespräch mit den Anwohnern gesucht. "Wir nehmen die Sorgen ernst", sagt Winter. Als Glücksfall habe sich ein Alternativgrundstück in der Nähe des Umspannwerks an der Staudhamer Straße erwiesen; der Investor, ein Markt Schwabener Landwirt, sei bereit, mit seinem Vorhaben dorthin auszuweichen.

Die genauen Koordinaten des Bauplatzes stünden zwar noch nicht endgültig fest, so Winter. "Aber es ist deutlich weiter weg.'" So sei die Anlage statt knapp 300 Meter nun 450 Meter entfernt von der nächsten Bebauung. Aber auch in Bezug auf die Windrichtung sei der Standort nordöstlich am Ortsrand besser. "Wir haben meistens Westwind", so Winter dazu. Mit einer Geruchsbelästigung sei deshalb nicht mehr zu rechnen.

Darüber hinaus wird es weitere Zugeständnisse an die Anwohner geben. So soll gleichzeitig mit dem Baugenehmigungsverfahren ein Verkehrskonzept erstellt werden, das die Belastung durch den Lieferverkehr auf ein erträgliches Maß reduzieren soll. Wichtig ist dem Bürgermeister, dass durch den neuen Standort keine neuen Betroffenheiten am Ort geschaffen werden.

Mit einem neuerlichen Aufflammen des Protestes rechnet er deshalb nicht. Auch auf Seiten der Anwohner, die ihren Unwillen in Unterschriftenlisten kundgetan haben, ist man zufrieden. Ludwig Mendl etwa sagt, dass der neue Standort mit Sicherheit eine gute Alternative sei. "Das ist akzeptabel."

Gleichwohl betont Mendl, dass es bei der Gegenwehr nur um den Standort, niemals aber um die Anlage selber gegangen sei. Der Ausbau von regenerativen Energien am Ort werde nicht infrage gestellt. Dass es überhaupt zu dem Protest gekommen war, schreibt Mendl Versäumnissen der Gemeindeverwaltung zu. Man hätte die Bürger zwar in den Tageszeitungen informiert, doch nicht jeder beziehe eine Zeitung. Die Anwohner hätten sich deshalb gewünscht, direkt über das Vorhaben informiert worden zu sein.

Nun hoffen Mendl und seine Mitstreiter, dass auch der Markt Schwabener Gemeinderat den Weg für den neuen Standort freimacht. Die Bürgerinitiative sei nur passé, wenn die Entscheidungen in diese Richtung weiterliefen, so Mendl. Ob damit der Protest wirklich zu den Akten gelegt werden kann, bleibt indes offen. "Ich kann damit leben", sagte Mendl. Es gebe aber unter den Bürgern auch Extremforderungen, die Biogasanlage vollständig zu verhindern.

© SZ vom 17.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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