Masern:Gefährliches Virus

Masern: Hermann Büchner leitet seit 1996 das Ebersberger Gesundheitsamt, zuvor war der gebürtige Dingolfinger etwa mehrere Jahre in Ministerien tätig.

Hermann Büchner leitet seit 1996 das Ebersberger Gesundheitsamt, zuvor war der gebürtige Dingolfinger etwa mehrere Jahre in Ministerien tätig.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Von Masern kann man sterben": Nach dem ersten Masern-Verdachtsfall im Landkreis in diesem Jahr rät das Gesundheitsamt eindringlich zur Impfung.

Von Sara Kreuter, Ebersberg

"Von Masern kann man sterben", erklärt Dr. Hermann Büchner, Leiter des Gesundheitsamts in Ebersberg. Die aktuelle Masern-Welle in Berlin sei sehr ernst zu nehmen, die Frage nach ausreichend Impfschutz gegen Masern dränge sich mittlerweile auf.

SZ: Am Montag wurde bekannt, dass in Berlin ein Kleinkind an Masern gestorben ist, das erste Opfer des großen Masern-Ausbruchs. Wie sieht die Situation in Ebersberg aus?

Dr. Hermann Büchner: Hier ist es natürlich längst nicht so schlimm wie in Berlin. 2013 hatten wir im Landkreis insgesamt 34 Masernfälle, 2014 sogar nur fünf. Heute wurde der erste Masernverdachtsfall für dieses Jahr gemeldet, das ist natürlich bedenklich.

Wie groß ist die Gefahr einer Infektionswelle im Landkreis?

In diesem Fall haben wir großes Glück. Bei dem Infizierten handelt es sich um ein Grundschulkind, das am Wochenende erkrankt ist - und vergangene Woche war Ferienzeit. In der Schule wurde also niemand angesteckt, das ist immer recht kritisch, weil Masern schon etwa drei bis vier Tage vor Exanthemausbruch ansteckend sind. Jetzt müssen wir nur noch abklären, mit wem das Kind in den Ferien Kontakt hatte.

Wie gefährlich sind Masern wirklich?

Das ist eine schwere Infektionskrankheit. Von dem Virus selbst kann man sterben, außerdem sind Lungen- und Mittelohrentzündungen nach der Infektion häufig, weil das Immunsystem geschwächt ist. Auch Spätfolgen können auftreten.

In der Politik wird viel über eine gesetzliche Impfpflicht dabattiert. Wie stehen Sie dazu?

Ich persönlich bin absolut für eine Impfung, denn wer beide Impfungen hat, ist immun gegen Masern. Aber ich bin der Meinung, dass man versuchen sollte, Leute vom Impfen zu überzeugen, nicht, sie dazu zu verpflichten.

Wie hoch ist die Impfrate im Landkreis?

Die erste Impfung heben recht viele. Die zweite nicht mehr, gerade in Bayern sind die Zahlen recht niedrig - dabei hat man nur mit beiden Spritzen ausreichend Impfschutz. Im Landkreis werden seit zwei Jahren die Impfbücher der sechsten Klassen eingesammelt. Im Schuljahr 2013/14 hatten rund 86 Prozent der Schüler beide Masernimpfungen, sieben Prozent eine Impfung und ebenso viele waren ungeimpft. Um Ausbrüche wie in Berlin zu vermeiden, müssten wir eine Zahl von 95 Prozent erreichen, die zwei Mal geimpft wurden.

Gibt es Gründe gegen eine Impfung? Aus meiner Sicht keine. Manche Leute sind aus verschiedenen persönlichen Gründen dagegen, die setzten sich dann eben einem hohen Risiko aus. Letztendlich muss jeder das für sich entscheiden. Allerdings gibt es auch Personen, die sich wegen diverser Erkrankungen des Immunsystems nicht impfen lassen dürfen. Die sind dann darauf angewiesen, dass sich möglichst viele andere impfen, damit sie selbst geschützt sind.

Kann man sich nachträglich noch impfen lassen?

Ja. Eine Impfung gegen Masern wird zur Zeit Säuglingen ab dem elften Lebensmonat empfohlen, kann aber jederzeit nachgeholt werden. Die Stiko, die ständige Impfkommission, empfiehlt sogar allen nach 1970 Geborenen mit unklarem Impfstatus eine nachträgliche Masernimpfung. Bei den älteren Generationen ist das nicht mehr vonnöten, damals war die Durchseuchung so hoch, dass beinahe jeder Masern hatte, diejenigen sind dafür nun lebenslänglich immun.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: