Süddeutsche Zeitung

Marode Gebäude:Markt Schwaben plant neues Schulzentrum

Auch wenn die Gemeinde finanziell schlecht dasteht, will der Bürgermeister lieber bauen als sanieren.

Karin Kampwerth

- Schön geht anders. Die Markt Schwabener Mittelschule ist ein gutes halbes Jahrhundert alt, und das sieht man ihr auch an: Ein zweckmäßiger Flachbau aus den 1960er Jahren nach dem Motto quadratisch, praktisch, gut. Viel Beton, wenig Farbe, zugige Fenster, alles sehr unmodern und heruntergekommen. Die Wände schmutzig, die Fußböden abgetreten. Wer den Treppenaufgang im Langbau benutzt und sich dabei am Handlauf aus Kunststoff festhält, verspürt danach das dringende Verlangen, sich die Hände zu waschen. Um das Gebäude wieder in Schuss zu bringen, fehlte dem Gemeinderat in den vergangenen Jahren nicht nur der Mut, sondern auch das Geld. Immer wieder wurde eine Sanierung in den neun Jahren unter Bürgermeister Bernhard Winter (SPD) zwar angesprochen, dann aber doch wieder verschoben. Lediglich die Heizung wurde 2003 mal in Angriff genommen - seitdem steht als Notbehelf eine mobile Heizungsanlage im Pausenhof und nimmt den Kindern den Platz weg.

Winters Nachfolger Georg Hohmann (SPD) will das nun ändern. Und zwar am liebsten mit einer großen Lösung. "Wir müssen darüber nachdenken, ob wir ein komplett neues Schulgebäude mit den notwendigen Sportanlagen errichten", berichtete der Bürgermeister auf der Bürgerversammlung von entsprechenden Überlegungen. Mit in einen Neubau einbezogen werden soll dabei auch die Grundschule, die mit 33 Jahren ebenfalls verstärkten Sanierungsbedarf aufweist. Für Hohmann ist der Bau eines neuen Grund- und Mittelschulzentrums kein verhandelbarer Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Einerseits, weil er fürchtet, dass viel Geld notwendig ist, um beide Gebäude in den kommenden Jahren überhaupt instand halten zu können. Andererseits, weil er weiß, dass alleine für die Sanierung der Mittelschule mehrere Jahre notwendig wären. Eine Dauerbaustelle sei weder Schülern noch Lehrern zuzumuten. "Die neue Realschule in Poing wurde in nur einem Jahr Bauzeit hingestellt", sagte Hohmann. "Es wäre für uns gut, in diese Richtung zu denken." Infrage kommt dabei auch die Überlegung, ein neues Schulzentrum als so genanntes PPP-Modell (Public Private Partnership) nach dem Vorbild der Poinger Schule und auch des Kirchseeoner Gymnasiums in Kooperation mit einem privaten Investor zu finanzieren, von dem die Gemeinde die Schule dann mieten würde. Der Gemeinderat werde sich demnächst in Klausur begeben, um darüber zu beraten, ob man sich angesichts der finanziell angespannten Lage ein neues Schulzentrum leisten kann.

Für den Rektor der Mittelschule, Rainer Elfinger, wäre ein neues Gebäude die optimale Lösung, denn "es muss etwas passieren." Kritisch sei der Zustand der Schule an allen Ecken und Enden. Die Wände und die Fußböden müssten erneuert werden, ganz zu schweigen von der Ausstattungstechnik für die moderne Unterrichtsmethodik. In der Turnhalle gehe es nicht mehr nur um den Standard, "auch die Sicherheit ist grenzwertig", sagte Elfinger auf Nachfrage der SZ. Ins Detail wollte er allerdings nicht gehen - auch um die Verhandlungen mit der Gemeinde um Sanierung oder Neubau nicht zu vergiften. Unterstützt werde sein Anliegen aber auch von einem Evaluationsbericht, also einer Analyse der Schulqualität.

Nicht zuletzt setzen die Prognosen für die Schülerzahlen die Gemeinde unter Druck. Bürgermeister Hohmann zufolge erwartet die Grundschule in den kommenden Jahren 100 Kinder mehr, für die Mittelschule wird mit einem Zuwachs von 282 Schülern gerechnet. Hinzu komme, dass beide Schulen über keinerlei Raumkapazitäten mehr verfügten. An der Grundschule werde das mit dem angekündigten Ausbau der Ganztagsschule problematisch. "Wenn wir Markt Schwaben nicht mit Containern zupflastern wollen, müssen wir was tun", sagte Hohmann. Angst vor den Ausgaben, egal ob kreditfinanziert oder als PPP-Modell, hat er nicht. So könnten die Gebäude eines Schulzentrums in unterschiedlichen Bauabschnitten als Energie-Plus-Häuser errichtet werden und sich dadurch, dass sie Energie produzierten, sogar refinanzieren.

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Quelle:
SZ vom 05.12.2012
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