Marktgemeinderat Kirchseeon:Plötzlich drinnen

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Seit zwei Jahren liegt Ilching im Innenbereich - das bringt Probleme

Von Wieland Bögel, Kirchseeon

Boris Becker war vermutlich nie in Ilching, dennoch hat der frühere Tennisstar mit den Bewohnen der Ortschaft im Süden Kirchseeons etwas gemeinsam: Die Frage "Bin ich schon drin?" Becker warb damit vor mehr als 20 Jahren für einen Internetanbieter. Für die Ilchinger hat das Landratsamt die Frage vor zwei Jahren mit Ja beantwortet - und die Folgen sind sogar noch komplizierter, als die Einrichtung eines Internet-Anschlusses in den späten 1990ern. Im Kirchseeoner Gemeinderat versuchte man nun, eine Lösung für das Problem der Ilchinger zu finden.

Dieses begann, so resümierte Bürgermeister Jan Paeplow (CSU), als die Behörde in Ebersberg eine Planung aus der Marktgemeinde zu prüfen hatte. Es ging um eine sogenannte Außenbereichssatzung für Ilching. Eine solche gibt es für viele kleinere Orte, sie regelt, was dort gebaut werden darf. Das Dorf gilt in diesem Fall als sogenannter Außenbereich, dort dürfen eigentlich nur sehr wenige Arten von Gebäuden errichtet werden, meist im Zusammenhang mit Land- und Forstwirtschaft. Durch die Außenbereichssatzung kann eine Gemeinde im Umgriff einer Ortschaft weitere Ausnahmen vom generellen Bauverbot im Außenbereich definieren.

Genau dies sei in Ilching indes nicht möglich, beschied Anfang 2019 das Landratsamt - denn der Ort sei nicht mehr draußen, sondern schon drin. "Aufgrund der vorhandenen Bebauung wurde ein Innenbereich festgestellt", so der Bürgermeister. Allerdings - und das ist das Problem - fällt dieser Innenbereich ein gutes Stück kleiner aus, als der Umgriff der damals geplanten Außenbereichssatzung. Die man aber auch nicht mit dem Innenbereich kombinieren kann, entweder gilt das eine oder das andere. "Dadurch ist Bauland weggefallen", so Paeplow nun im Gemeinderat, seitens der Gemeinde wolle man dem aber gerne entgegenwirken.

Dies sei auch im Interesse der Ilchinger, betonte der Bürgermeister, ein Stimmungsbild im Ort habe ergeben, dass sich eine Mehrheit mindestens so viel Baurecht wünscht, wie die Außenbereichssatzung ergeben hätte. Diese hat der Gemeinderat offiziell schon in der Aprilsitzung des vergangenen Jahres aufgehoben. Bereits im Frühjahr 2019 hatte es zu dem Thema eine Teilbürgerversammlung mit den betroffenen Einwohnern und Grundstückseigentümern gegeben, seitdem sind die Vorstellungen der Ilchinger im Rathaus gesammelt und an ein Architekturbüro übergeben worden. "Aus den Wünschen der Bürger ist die Planung entstanden", sagte Paeplow.

Das Architekturbüro hat dazu einen Entwurf für eine sogenannte Einbeziehungssatzung erarbeitet, also Gebiete definiert, die dem Innenbereich zugeschlagen werden sollen. Die Planer weisen aber auch darauf hin, dass die Möglichkeit besteht, nicht alle Wünsche berücksichtigen zu können. Das Landratsamt habe nämlich "die Grenzen des Innenbereichs deutlich konservativer abgesteckt", heißt es in der Stellungnahme, im Klartext: Gegenrede aus Ebersberg ist nicht auszuschließen. Wie weit man den Ilchinger Innenbereich ausdehnen kann, "wird das Verfahren jetzt zeigen".

Dass man dieses beginnen soll, war die einhellige Meinung im Gemeinderat. Ohne Gegenstimmen wurde der Entwurf der Einbeziehungssatzung gebilligt und beschlossen in die weitere Planung einzusteigen. Als nächstes steht die Beteiligung der Öffentlichkeit - also etwa der betroffenen Einwohner - und der Behörden an. Dann wird sich zeigen, ob das Landratsamt Einwände hat.

© SZ vom 17.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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