Früher war es die Panik vor der langen Schlange am Schreibwarenladen, die Eltern und Schüler zum Ende der großen Ferien hin umtrieb. Seit nunmehr einem Jahr sorgt nun aber Corona für Angst und Schrecken in den verbleibenden Wochen bis zum Schulstart - verbunden mit der Frage, ob die Bildungsanstalten ausreichend gegen die Pandemie und ihre Begleiterscheinungen gerüstet sind. Eben das hat FDP-Gemeinderätin Susanne Markmiller in der jüngsten Sitzung des Kirchseeoner Gremiums nun stark angezweifelt. "Wir laufen sehenden Auges ins Verderben", sagte sie und legte der Rathausverwaltung einen umfassenden Fragenkatalog vor. Dessen Beantwortung jedoch hat gezeigt, dass den Kommunen in vielen Bereichen die Hände gebunden sind.
Ein solches "Rumgewurstel wie in den ersten drei Wellen", dürfe es jedenfalls nicht mehr geben, sagte Markmiller über den nahenden Schulstart in rund drei Wochen. "Dafür sind wir einfach schon zu weit." Die Gemeinde müsse alles dafür tun, um einen sicheren Unterricht vor dem Hintergrund steigender Coronazahlen zu gewährleisten - zumindest in jenen Schulen, für die Markt selbst zuständig ist. Konkret betrifft das die beiden Grund- und Mittelschulen in Kirchseeon und Eglharting. Für das örtliche Gymnasium ist der Sachaufwandsträger das Ebersberger Landratsamt.
Susanne Markmillers Liste umfasste nun eine ganze Reihe an Vorschlägen, wie die Gemeinde aktiv werden könnte. So wollte die FDP-Politikerin wissen, ob man bereits Gespräche mit dem Ebersberger Impfzentrum geführt habe, um womöglich eine gesonderte Kampagne für die jüngeren Schüler zu erwirken. Außerdem würde sie sich wünschen, den Schülern und ihren Eltern Aufklärungsmaterial über die Impfung zur Verfügung zu stellen - am besten in mehreren Sprachen, um wirklich alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Flankierend zu den am ersten Schultag von der Regierung angebotenen PCR-Tests, forderte Markmiller, dass die Gemeinde selbst auch noch Schnelltests in den Schulen anbieten soll.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen steht für die Kirchseeoner Juristin allerdings außer Frage, dass die Zahl der Corona-Infektionen und damit auch die Fälle häuslicher Quarantäne steigen werden. "Können die Schulen den Unterricht übertragen? Reichen die Bandbreiten dafür aus?", wollte sie deshalb von der Verwaltung gerade auch im Hinblick auf das stark sanierungsbedürftige Gebäude in Eglharting wissen. Die ganze technische Ausstattung sei schließlich wertlos, wenn keine saubere Übertragung gewährleistet werden könne. Markmiller spielte in dem Zusammenhang mit dem Gedanken, ob man nicht auch Schulung für die Eltern anbieten könne. "Das fehlt komplett", sagte sie.
Im Hinblick auf womöglich zu volle Klassenzimmer, in denen der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann, schlug die FDP-Gemeinderätin vor, größere Räume im Gemeindegebiet anzumieten - wie es etwa die Stadt München getan hat. "Alles, was wir als Sachaufwandsträger tun können, sollten wir zumindest probieren", so Markmiller, die sich zusätzlich für eine zentrale Testmöglichkeit am Ort aussprach und davor warnte, Gruppen in der Ganztagsbetreuung zu mischen. Es sei katastrophal gewesen, wie das zeitweise in Kirchseeon gelaufen sei. "Es wäre wichtig, die Zeit zu nutzen, die wir noch haben", sagte Markmiller abschließend.
Völlige Untätigkeit wollte man sich jedoch in der Verwaltung nicht unterstellen lassen, in manchen Bereichen seien ihnen allerdings die Hände gebunden, wie Hauptamtsleiter Michael Barthuber sagte. So habe es etwa bereits Gespräche mit dem Landratsamt über spezielle Impfbusse gegeben, die gezielt an die Schulen kommen sollen. Auch mit den Bildungseinrichtungen selbst habe man bereits Kontakt aufgenommen. "Wir sind bei vielen Fragen auf die Schulleitung angewiesen", sagte Barthuber. Bei der Impfaufklärung warte man nach wie vor auf eine entsprechende Handreichung der Regierung. Thomas Kroll (SPD) sprach sich in dem Zusammenhang dafür aus, das Kultusministerium in die Pflicht zu nehmen: "Das ist Aufgabe von denen und nicht von uns."
Ihre Hausaufgaben bereits erledigt hat die Gemeinde Kirchseeon in Sachen schnelleres Internet - die Ausführung allerdings wird sich noch um mehrere Monate verzögern, wie Stephan Neu vom Hauptamt sagte. Zwar seien die Aufträge allesamt vergeben, wegen der vielen Anfragen könne die Telekom diese aber nicht zügiger umsetzen.
Nachdem sich in der Gemeinderatsdebatte herausgestellt hat, dass offenbar doch noch viele Fragen offen sind, schlug Maria Wollny (CSU) vor, Schulleiter Franz Kraxenberger in die nächste Sitzung des Gremiums einzuladen und mit ihm über die Pläne für das neue Schuljahr zu sprechen. Diese ist für den 13. September anberaumt - also einen Tag vor Schulbeginn. Das wiederum dürfte bei vielen Eltern und Schülern nicht gerade zur Beruhigung beitragen.
