Süddeutsche Zeitung

Markt Schwabener sind alarmiert:Hallenbad einsturzgefährdet

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In der Holzdecke über dem Schwimmbecken in Markt Schwaben wurde Feuchtigkeit entdeckt. Die Verwaltung ist besorgt, weil die Dachkonstruktion jener der Unglückseishalle in Bad Reichenhall ähnelt

Karin Kampwerth

- So manchem Markt Schwabener mag der Schreck in die Glieder geschossen sein: Das Dach des örtlichen Hallenbades ist offenbar einsturzgefährdet. Es war nur ein kleiner Nebensatz, den Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) hineinpackte in eine Fülle von Informationen über die finanzielle Schieflage der Gemeinde - das liebe Geld war das eigentliche Thema auf der Bürgerversammlung am Donnerstagabend im Unterbräusaal. Trotz aller Kürze klang aber die ernsthafte Sorge um die Sicherheit der Sportler aus Hohmanns Worten heraus. Demnach wird die Holzdecke des Hallenbades mit einem Leimbinder zusammengehalten, der sich bei Feuchtigkeit auflöst. Genau das hat zum Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall im Januar 2006 geführt, bei dem fünfzehn Menschen ums Leben gekommen waren. Nun ist Feuchtigkeit in der Deckenkonstruktion in Markt Schwaben entdeckt worden. Das wird aller Wahrscheinlichkeit nach zur Folge haben, dass das Hallenbad in diesem Winter immer wieder gesperrt werden muss, sobald viel feuchter Neuschnee auf das Dach fällt.

"Nächste Woche gibt es einen Termin mit Mitarbeitern der Technischen Universität in München", bestätigte Hohmann auf Nachfrage der SZ im Anschluss an die Versammlung. Die Fachleute müssten klären, inwieweit der Leimbinder von der Feuchtigkeit bereits in Mitleidenschaft gezogen worden ist. "Wir müssen wissen, wie die Tragfähigkeit der Decke ist", sagte Hohmann. "Das kann man von außen nicht sehen." Das Ergebnis sei Grundlage für eine Neuberechnung der Statik, mit der das Risiko ermittelt wird, ab wann es lebensgefährlich wird, den Schwimmbetrieb aufrecht zu erhalten. Gemessen wird das, indem der Schnee jeweils nach neuen Niederschlägen eimerweise gewogen wird. Daraus lässt sich die Gesamtlast auf dem Dach hochrechnen. Ist der Schnee zu schwer, muss das Dach geräumt werden, bevor das Hallenbad wieder öffnen darf.

Die Zeit drängt, das Risiko abzuschätzen. Nicht nur, weil bereits der erste Schnee dieses Winters gefallen ist, sondern weil das Problem bereits vor einem Jahr entdeckt worden war. Die Verantwortlichen gehen deshalb davon aus, dass sich die Gefahr in den kommenden Monaten verschärfen wird. Die Leimbinder allerdings auszutauschen, wie es bereits nach dem Unglück in Bad Reichenhall schon einmal geschehen war, dafür will die Gemeinde derzeit kein Geld ausgeben. "Wir wissen ja noch gar nicht, wie es mit dem Hallenbad weitergehen wird", sagte Hohmann angesichts des Defizits von gut einer halben Million Euro, das das Bad jährlich einfährt. "Für so viel Geld kann man sogar überlegen, ob man alternativ nicht eine regelmäßige Buslinie zu anderen Hallenbädern einrichtet", sagte Hohmann. Vorschläge dazu würden gerade erarbeitet.

Warum die Gemeinde erst jetzt reagiert, obwohl die Gefahr schon vor gut einem Jahr entdeckt worden war, begründet Hohmann mit der prekären Personalsituation im Markt Schwabener Rathaus. "Was soll ich machen, wenn ich keine Leute habe?", sagte Hohmann. Gleichwohl ist der Bürgermeister davon überzeugt, dass die Berechnung der Statik und gegebenenfalls die damit verbundene Schließung des Hallenbades noch rechtzeitig kommt und die Sicherheit der Badegäste gewährleistet ist.

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Quelle:
SZ vom 01.12.2012
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