Markt Schwabener Moos:Klapperstörche im Schnee

Markt Schwabener Moos: Solange die Schneedecke nicht geschlossen ist, finden Störche auch im Winter genügend Nahrung.

Solange die Schneedecke nicht geschlossen ist, finden Störche auch im Winter genügend Nahrung.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Immer mehr Vögel überwintern im Landkreis

Von Valentin Tischer, Ebersberg

Manch einem Spaziergänger sind sie vielleicht schon aufgefallen, überwinternde Weißstörche, auch Klapperstorch genannt. Laut einer Pressemitteilung des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) wurden in Bayern zirka 300 der Vögel gezählt, auch in Landkreis Ebersberg wurden sie gesichtet. Zwischen Poing und Markt Schwaben kann man immer wieder eine Gruppe der Vögel beobachten. Denn die Zahl der überwinternden Vögel nimmt laut LBV seit Jahren zu.

Für den Vogel birgt das Überwintern keine große Gefahr, er kann sich gut an die Umgebung anpassen. Der Storch schaltet in einen Energiesparmodus und findet bei nicht geschlossener Schneedecke und nicht zugefrorenen Bächen Beutetiere wie Mäuse oder Fische. Richard Straub vom LBV Ebersberg macht auf einen anderen Umstand aufmerksam. Die Vogelwanderung Richtung Süden ist ein Naturphänomen, das von atemberaubender Schönheit sein kann. Am Bosporus oder in Israel kreisen während der Herbstwanderung Tausende Vögel in Schwärmen.

Wenn jetzt immer mehr Vögel in Europa überwintern, ist zu befürchten, dass solche Anblicke verschwinden werden. Das Markt Schwabener Moos ist ein Ort, an dem man die Vögel beobachten kann. Spaziergänger und Interessierte sollten aber dringend drei Regeln beachten: Die Vögel sind aus einer Mindestentfernung von 200 Metern mit dem Fernglas zu beobachten, um die Tiere, die sich im Energiesparmodus befinden, nicht aufzuschrecken. Mit derselben Begründung müssten auch Hunde an die Leine genommen. Auch sollten die Vögel nicht gefüttert werden, da es die Tiere in ihrer natürlichen Wanderprägung beeinträchtigt und eine EU-Verordnung dies verbietet.

Der Weißstorch ist normalerweise ein Zugvogel und wandert im Winterhalbjahr nach Afrika. Da er ein Segelflieger ist, zieht er nicht direkt über das Mittelmeer, sondern westwärts über Frankreich, Spanien und Gibraltar nach Westafrika oder ostwärts über die Türkei, Israel und Ägypten nach Ostafrika. In den vergangenen Jahren stellten Ornithologen vermehrt fest, dass vor allem westwärts wandernde Vögel ihre Route verkürzen und auf der Iberischen Halbinsel oder in Nordafrika überwintern, wo sie beispielsweise auf Mülldeponien Nahrung finden. Durch den kürzeren Weg zur Überwinterung fallen immer wieder Störche auf, die erst im Winter und nicht im Herbst losziehen.

Immer mehr Tiere gewöhnen sich das Zugverhalten auch komplett ab. Dies hat zwei Gründe. Die Reise gen Süden dient vor allem dazu, der Nahrungsknappheit in Europa zu entkommen. Wenn genug Nahrung vorhanden ist, kann der Vogel auch im kalten Europa überleben. Der Großvogel speichert Wärme und Energie besser als kleinere Vögel und kommt bis zu einer Woche ohne Nahrung aus. Sollte sich das Wetter verschlechtern oder die Nahrung knapp werden, kann er in Richtung Süden fliehen, beispielsweise an den Bodensee. Meist handelt es sich bei überwinternden Tieren um Vögel, die ausgewildert wurden. Durch ihre Gewöhnung an den Menschen, beispielsweise aus Pflegeprogrammen, und Maßnahmen, die den Zug der Tiere verhindern sollten, haben sich die Störche das Zugverhalten abgewöhnt und geben dies in manchen Fällen an wilde Artgenossen weiter. Auch in der Region ist laut Richard Straub zu beobachten, dass sich Störche aus dem Wildpark Poing unter die wilden Tiere mischen.

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