Markt Schwaben:Wohnen auf Zeit am Bahnhof

Gemeinderat genehmigt Boardinghouse mit 140 Wohnungen

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Gegenüber dem Bahnhof im Burgerfeld wird ein "Wohnen auf Zeit" entstehen. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Dienstag dem Antrag der Delius Immobilien AG zugestimmt, die auf dem "Spitz" genannten Dreiecksgrundstück an der Münterstraße 140 möblierte Wohnungen errichten möchte. Neun von zehn Appartements sollen kleiner als 50 Quadratmeter, die übrigen maximal 65 Quadratmeter groß sein. Das Gebäude erhält fünf Stockwerke, wobei das oberste Geschoss zurückgesetzt ist. Auf einem Teil soll außerdem ein Terrassengeschoss entstehen, das von unten nicht zu sehen sein soll. Für die Parkplätze wird eine Tiefgarage gebaut. Das Boardinghouse soll laut Konzept "von wenigen Wochen über mehrere Monate über einige wenige Jahre" beispielsweise an Studenten, Lehrlinge, Pendler oder Bedienstete von Firmen vermietet werden, die zeitweise in München arbeiten müssen.

Damit der Investor sein Projekt verwirklichen kann, wird das Sondergebiet Hotel, das bislang im Bebauungsplan ausgewiesen ist, in ein allgemeines Wohngebiet umgewidmet. Im Gegenzug schreibt die Gemeinde eine Baupflicht fest und verlangt eine Unterlassungsdienstbarkeit, die sicherstellen sollen, dass das Projekt auch so realisiert wird, wie es dem Gemeinderat vorgestellt worden ist. Bei Verstoß droht eine Vertragsstrafe. In der Diskussion zeigte sich ein gewisses Misstrauen des Gremiums gegenüber dem Investor Adam Delius. Dieser hatte in den vergangenen Wochen unter anderen verlauten lassen, dass er - sollte die Gemeinde einer Änderung des Bebauungsplans nicht zustimmen - auf dem Grundstück eine Flüchtlingsunterkunft entstehen lässt, was einige Anlieger auf den Plan rief. Das missfiel so manchem Gemeinderat. Heinrich Schmitt (CSU) forderte allerdings, das nicht zum Entscheidungsmaßstab zu machen: "Wir müssen mit dem Bauwerber vernünftig zusammenarbeiten, sonst bekommen wir etwas, was wir nicht wollen."

Susanne May und Rita Stiegler (beide SPD) störten sich an dem hohen Baurecht. Die vorgestellten Plan sähen eine mehr als doppelt so hohe Baudichte vor als in allgemeinen Wohngebieten üblich, hielt May vor. Sascha Hertel (ZMS) und Albert Hones (CSU) kritisierten, dass damit an einem schon gefällten Beschluss herumdiskutiert werde. Auch Schmitt betonte: "Es ist nicht so, dass Delius uns erpresst." Die Gemeinde habe vielmehr das Baurecht auf dem Grundstück schon vor Jahren aus der Hand gegeben, "der Delius hat jetzt einfach gute Karten". Jurist Jürgen Busse, der den Gemeinderäten für Fragen zur Verfügung stand, bestätigte: "Die Baumaße haben Sie bereits genehmigt." Es sei nun lediglich eine politische Entscheidung, ob die Gemeinde ein derartiges Wohnprojekt im Burgerfeld ermöglichen wolle oder nicht.

16 der 22 Gemeinderäte beantwortete diese Frage mit Ja, May, Stiegler, Anton Richter (SPD), Andreas Stolze, Max Weindl (FW) und Andrä Le Coutre (Grüne) stimmten gegen den vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Dass in dem Gebäude auf Jahre ausschließlich Wohnen auf Zeit angeboten wird und kein dauerhaftes Wohngebiet entsteht, soll per Grundbucheintragung festgelegt werden.

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