Markt Schwaben:Über die Pflicht hinaus

THW

Wer dem THW länger als zehn Jahre die Treue hält, wird ausgezeichnet. Die Vielzahl der Geehrten spricht für den Zusammenhalt der Truppe.

(Foto: privat)

Beim Herbstempfang des Technischen Hilfswerks Markt Schwaben bekommen die Ehrenamtlichen viel Lob von Politikern - vor allem auch für den Einsatz bei der Unterbringung von Flüchtlingen

Von Michael Haas, Markt Schwaben

Zufall oder Absicht? Das dürfte sich so mancher Gast gefragt haben, als er die Einladung gesehen hatte. Und auch der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) wirkte überrascht: Schon wieder also habe das Technische Hilfswerk (THW) Markt Schwaben seinen Herbstempfang auf einen Abend gelegt, an dem der FC Bayern in der Champions League spielt. "Großes Selbstvertrauen" sprach Lenz dem THW deshalb am Mittwochabend zu und zitierte sich damit selbst. Denn auch im vergangenen Jahr waren Champions-League-Spiel und Herbstempfang zusammengefallen. "Das wusste ich nicht", beteuerte der Ortsbeauftragte Herbert Hönig später, er sei eben kein Fußballer. Wie ein Trainer sprach er dann trotzdem gelegentlich.

Die Arbeit für eine Hilfsorganisation verändere sich ständig, stetes "Training" sei nötig. Denn neue Techniken, Regeln oder Kollegen würden neben dem Alltagsleben viel Zeit im Jahr beanspruchen, sagte Hönig. "Das ist nicht immer einfach." Und doch leisteten es die Mitglieder des THW immer wieder. Alleine zur Unterstützung bei der Asylbewerber-Unterbringung waren seit Anfang 2014 mehr als 6100 Helfer des THW zusammengerechnet 12 600 Tage im Einsatz. Auch die Markt Schwabener waren immer wieder dabei und so sprach Hönig ein "großes Danke" aus, "an alle Helfer, die den Namen THW Markt Schwaben groß machen."

Einer von ihnen ist Benjamin Schmid, der zu Beginn des Jahres zweimal in Sierra Leone war und beim Empfang einen kurzen Einblick in die Arbeit dort gab. Er half bei der UN-Mission zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie. "Wir haben versucht, im ganzen Land technische Unterstützung zu leisten", erzählte er. Gemeinsam mit Kollegen hat Schmid Brunnen und Pumpen repariert und Motorräder zum Transport von Proben und Medikamenten organisiert. Für sein Engagement dort und die weiteren Verdienste um den Ortsverband Markt Schwaben wurde er mit dem THW-Helferzeichen in Gold ausgezeichnet. Der Ortsvorsitzende Hönig würdigte aber auch den Einsatz der gesamten Ortsgruppe, etwa beim kurzfristigen Einrichten der Vaterstettener Turnhalle für rund 200 Flüchtlinge. Einzeln und per Hand habe man die Betten durch die schmalen Türen tragen müssen, trotzdem sei binnen sechs Stunden alles bereit gewesen, erinnerte er sich. "Die einen gehen nach Hause und genießen den Feierabend, unsere Einsatzkräfte genießen die Teamarbeit." Da war er wieder der Trainer.

Das positive Bild, das Hönig von der Markt Schwabener Ortsgruppe zeichnete, wurde anschließend durch Klaus Labitzke bestätigt. "Ich habe den Eindruck, dass der Ortsverband sehr gesund ist", sagte der THW-Referatsleiter. Er verwies vor allem auf den großen Einsatz beim G7-Gipfel in Schloss Elmau. "Das war eine riesen Geschichte." Die Helfer des THW haben dabei seiner Ansicht nach gute Arbeit geleistet. Und auch wenn das Treffen der mächtigen Regierungschefs nicht billig war, ist er von seinem Nutzen für die Hilfsorganisationen im Land überzeugt. "Das hat auf unser Katastrophenschutzpotenzial sehr positive Auswirkungen gehabt", sagte Labitzke.

Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz hatte bereits zuvor das schöne Bild gelobt, das die Helfer des THW beim Gipfel abgegeben hätten. Deutschland lebe davon, dass Menschen mehr täten als nur ihre Pflicht, sagte der Bundestagsabgeordnete und fügte direkt an die anwesenden Helfer gewandt hinzu: "Sie schaffen die Gesellschaft, in der wir leben."

Er war nicht der einzige Fan des THW, der an diesem Abend in den Unterbräusaal gefunden hatte. In der Kurve nahmen auch die beiden Landtagsabgeordneten Doris Rauscher (SPD) und Thomas Huber (CSU), Landrat Robert Niedergesäß (CSU), die stellvertretende Erdinger Landrätin Gertrud Eichinger (SPD) und der Markt Schwabener Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) Platz. Und so war ob der zu erwartenden zahlreichen Grußworte schon nach wenigen Minuten klar, dass die Fußballanhänger unter den Besuchern den Anstoß des FC Bayern wohl verpassen würden.

Dafür konnten die Helfer allerlei Lob entgegennehmen. "Wir wissen alle, was wir an diesem Ortsverband haben", sagte Bürgermeister Hohmann. "Sie sind ein Botschafter unseres Landkreises ins Münchner Umland bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms", sagte der Landtagsabgeordnete Huber. Das würdigte auch Robert Niedergesäß, indem er an jenen Tag in der Vaterstettener Turnhalle erinnerte. Als er am späten Nachmittag dort angekommen sei, wäre bereits alles perfekt organisiert gewesen, erzählt er. "Ohne die professionelle Unterstützung durch das THW wäre das nicht möglich gewesen." Und Doris Rauscher brachte es auf einen kurzen Satz: In der Not komme es eben darauf an, zusammenzustehen. "Wer wüsste das besser als Sie."

So ist es nur konsequent, verdiente Mitglieder für ihren Dienst auszuzeichnen. Timo Ehrsam, Miriam Fischer und Xaver Pacher erhielten das THW-Helferzeichen in Gold für besondere Leistungen, Stephan Schlee wurde das "Upgrade" darauf, ein THW-Helferzeichen in Gold mit Kranz, angesteckt. Zudem wurden vier Mitglieder für ihren langjährigen Einsatz ausgezeichnet: Christian Reiter (40 Jahre), Martin Peetz (25 Jahre), Martin Huber (20 Jahre) und Karin Willnauer (10 Jahre).

Dass der Einsatz von ihnen und den rund 120 weiteren Mitgliedern des THW Markt Schwaben auch in den kommenden Wochen und Monaten - vor allem im Umgang mit Flüchtlingen und deren kurzfristiger Unterbringung - weiter nötig sein wird, daran ließen die Redner keinen Zweifel. Schon der frühere Nationaltrainer Sepp Herberger wusste ja: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel."

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