Unplugged in Markt Schwaben:Lagerfeuerzauber trotz Corona

Markt Schwaben unplugged

Jonas Frank und Thomas Steinbrunner begeistern in der Theaterhalle Markt Schwaben auch mit Entertainerqualitäten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Theaterverein Markt Schwaben bietet zur großen Freude des Publikums Musikern aus der Region eine Bühne

Von Michaela Pelz, Markt Schwaben

Damals, in jenen Tagen der alten Normalität, nutzte man die letzten schönen Stunden des goldenen Herbstes gern für ein Kartoffelfeuer. Mit Stockbrot, einer wärmenden Decke um die Schultern, vielleicht kreiste sogar eine Flasche. Und irgendwann erklang garantiert: "How many roads..." An diesem Abend sitzt man am Markt Schwabener Burgerfeld zwar nicht im Freien und an gemeinschaftlich geteilte Getränke ist nicht einmal ansatzweise zu denken. Doch kann man sich dem Zauber des Lagerfeuerfeelings nicht entziehen, als Laura Ernst, die sich Music Mule nennt, mit "Blowin' in the wind" die fünfte Auflage von "Markt Schwaben unplugged" eröffnet.

Es ist ihr erster öffentlicher Auftritt 2020, eigentlich war sie unter anderem fürs Tollwood gebucht, und man spürt, wie sehr die zierliche Gitarristin und Sängerin den Kontakt mit dem Publikum vermisst hat. Zumal der Eventmusikerin auch zahlreiche Einsätze bei privaten Anlässen wegbrachen oder anders als geplant organisiert werden mussten. Allerdings hat gerade ein solches Ereignis zur Bekanntschaft mit Thomas Steinbrunner geführt, einem der beiden Organisatoren des Abends. Es habe da ein Hochzeitspaar gegeben, für das sie zwar nicht live in der Kirche singen durfte, das sich aber dennoch ihre Anwesenheit wünschte. Deswegen brauchte die Künstlerin ein Playbacktape. Steinbrunner hat ein kleines Studio - und so kamen die beiden zusammen.

Sollte die gebürtige Regensburgerin auch künftig über die Herstellung von CDs nachdenken, gäbe es dafür auf jeden Fall genügend selbst geschriebenes Material. Sehr schön - und so passend! - ihre Aufforderung, dem tiefschwarzen, destruktiven Pessimismus ein "Bisschen Optimismus" entgegenzusetzen. Oder der per Looper-Klangbett unterstützte Gesang rund um die Fragen: Wo komme ich her? Wo will ich hin? Absolutes Highlight ist allerdings Laura Ernsts Cover-Version von "Zombie", die die gesamte Bandbreite ihrer wandlungsfähigen Stimme zur Geltung bringt. An dieser Nummer könne man Music Mule übrigens auch gut erkennen, wenn sie auf der Straße spiele, lacht sie dann.

Die Liedermacherin Laura Ernst wirbt für ein "bisschen Optimismus"

Auch das Jonas Frank Trio aus Markt Schwaben verfügt über Erfahrung in Straßenmusik: Ende Juli tourte es acht Tage lang durch Frankfurt, Heidelberg, Köln und andere Städte. Heute stehen sie nur zu zweit auf der Bühne: Der Namensgeber der Band, dessen wild gemusterte Weste vielleicht nicht zu seinem Brotjob in einer Bank passt, aber sicher zu seinen Auftritten als Schauspieler und Moderator. Sowie zu den treibenden Rhythmen von "Chasing Cars" und noch viel besser zu den gekonnt dargebotenen Elvis-Nummern. Der zweite im Bunde ist Thomas Steinbrunner, der bei "Yesterday" seine Saxofon-Premiere feiert: Als "großes Lockdown-Projekt" hat er sich das Spielen selbst beigebracht; sonst ist er eher an Klavier, Gitarre und Bass zu Hause. Letzterer indes ist nebst der Mundharmonika diesmal Franks Hauptinstrument, musikalisch an Geige, Akkordeon und Klavier ebenfalls äußerst vielseitig. Ebenbürtig sind sich die beiden Künstler auch in Sachen Spielfreude, Gesangs- und Entertainmentqualitäten.

Die wiederum attestiert man sofort auch den Shots aus Poing. Mit den witzigen Eigenkompositionen "No risk, no fun" oder "Lederhosenzeit" sorgen sie für Begeisterung und unbändiges Gelächter, beweisen danach aber, dass sie auch ganz anders können. "Papa" ist eine ungeschönte Abrechnung mit gewaltbereiten Rechtspopulisten. "Nur lustige Lieder funktionieren nicht, wir wollen die Leute auch zum Nachdenken bringen", sagt Lehramtsstudent und Kulturredakteur Ludwig Stadler alias "Elles". Sein Freund "Eddy", oder besser: Lokaljournalist Raffael Scherer, wird ganz ernst hinter der verspiegelten Pilotenbrille, als er ergänzt: "Wer wie wir Acoustic Punk macht, sollte auch klar politisch Stellung beziehen."

Diesen Anspruch hat die Poinger Band Petra Pan nicht, punktet aber mit einem breiten und abwechslungsreichen Repertoire, das von Of Monsters and Men über Michael Jackson und Neil Young bis hin zu Pink und Sara Bareilles reicht. Bei deren Song "Fairytale" demonstriert Sängerin Sonja Grenz zusätzlich eindrucksvoll ihr Talent als Profischauspielerin. Besonders beeindruckend ist auch, wie Tobias Gieseke (eigentlich IT-Fachmann) mit einer sehr präsenten Akustikgitarre der Herausforderung durch das Schlagwerk begegnet. Dort wirkt gekonnt Joachim Eder, dem man sofort glaubt, dass er diesen Gegenpol zu seiner derzeit extrem stressigen Arbeit als Leiter des Patientenmanagements an der Kreisklinik sehr schätzt.

Mit dem Abend zufrieden ist am Ende auch der zweite Initiator von "Markt Schwaben unplugged", Theatervereins- Schriftführer Stephan Buchenrieder. Er sieht das Ziel erreicht, zu zeigen, was die Region zu bieten hat. Und das Publikum? Zehrt noch auf dem Heimweg vom Lagerfeuerfeeling, diesem heimeligen Gefühl von Gemeinschaft, untermalt von Gitarrenklängen.

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